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Die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), von adidas zu Nike als Ausrüster zu wechseln, hat landesweit für Unruhe gesorgt. Das Aufkommen von Kontroversen ist nicht nur unter den Fans spürbar, sondern hat auch politische Kreise erreicht. Dabei scheint es nur in Deutschland ein großer Akt zu sein, der Kommerz ist schließlich schon lange im Fußball angekommen, siehe horrende Gehälter. Und schließlich spielen ja auch nicht alle Nationalspieler nur Duetschland, sondern derzeit auch in England, Spanien und Italien.
Das traditionelle Bild der deutschen Nationalmannschaft erfährt einen tiefgreifenden Wandel, der durch den Wechsel des Ausrüsters unterstrichen wird. Die hitzigen Debatten um das neue Trikotdesign und die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Interessen veranschaulichen die tiefe Verwurzelung des Fußballs in der kulturellen Identität Deutschlands.
Habeck, Lauterbach äußern sich: fehlender „Standortpatriotismus“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat kürzlich den fehlenden „Standortpatriotismus“ kritisiert. Karl Lauterbach, der SPD-Gesundheitsminister, stimmte dem zu und kommentierte auf der Plattform X, dass der Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat zerstört. Sportökonom Christoph Breuer betrachtet die Lage anders und betonte, dass der Abschluss für den DFB geschäftlich zeitgemäß und bedeutend ist.
Oliver Bierhoff, der ehemalige DFB-Direktor, sieht den Deal als Chance und bewertet die kritischen Kommentare aus der Politik als „Eigentore“. Laut Bierhoff sollte die deutsche Wirtschaftspolitik mehr „zum Standortpatriotismus“ beitragen und die Flucht von Unternehmen aufgrund von hohen Energiekosten, Steuern und umfangreicher Bürokratie adressieren. Er drückte diese Ansicht auf LinkedIn aus.
Was verdient der DFB mit dem Nike Deal?
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat durch die Partnerschaft mit Nike eine neue finanzielle Dimension erreicht. Für acht Jahre, bis Ende 2034, wird Nike alle deutschen Nationalteams ausstatten. Das Volumen dieses Deals beläuft sich auf insgesamt rund 800 Millionen Euro, was jährlich in den dreistelligen Millionenbereich fällt. Im Vergleich hierzu erhält Real Madrid von adidas jährlich 120 Millionen Euro und der FC Barcelona nimmt von Nike 105 Millionen Euro pro Saison ein. Hier eine Liste der Ausrüster der Nationalmannschaften zur EM 2024.
Nike, als der neue Ausrüster, sieht in der Kooperation mit dem DFB eine Erweiterung seines Portfolios um eine besonders prestigeträchtige Marke und betont die Bedeutung dieser Partnerschaft. Die Bezeichnung der deutschen Nationalmannschaft als „legendäre globale Kraft im Fußball“ untermauert das Engagement von Nike in diesem Sektor und spiegelt die Wertschätzung gegenüber dem DFB wider.
Währenddessen kommuniziert der DFB sein Verständnis für die entstandenen Emotionen durch das Ende der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit adidas. Trotz der historischen Bindung hat der DFB betont, dass die Entscheidung für Nike aufgrund eines unübertroffenen finanziellen Angebots fiel. Die Offenlegung des Vertragsabschlusses erfolgte dabei auch, um jedwede Risiken in Bezug auf Insiderhandel auszuschließen, da die Bieter an Börsen gelistet sind.
Bei der EM 2024 & WM 2026 noch mit adidas Trikots
Das deutsche Männer-Team wird im Sommer sein Basecamp für die heimische EM im „Home Ground“ bei adidas in Herzogenaurach beziehen. Sie werden in den neuesten Trikots antreten, welche kürzlich enthüllt wurden. Die Weltmeisterschaft 2026, ausgetragen in den USA, Kanada und Mexiko, markiert hingegen das Ende einer Ära in der Zusammenarbeit mit dem deutschen Sportartikelhersteller. Die deutschen Triumphe, einschließlich des WM-Sieges 2014 in Brasilien, wurden alle in adidas-Jerseys gefeiert.
Die Vorstellung eines deutschen Trikots ohne die ikonischen drei Streifen ist für viele schwer zu fassen. Politiker wie Habeck und auch der ehemalige adidas-Chef und jetzige Präsident von Bayern München, Herbert Hainer, zeigen sich überrascht über die Entscheidung des DFB, die langjährige Partnerschaft zu beenden. Hainer, der weiterhin mit dem Unternehmen zusammenarbeitet, hat zum Ausdruck gebracht, dass er die genauen Details und Gründe für diese Entscheidung des DFB nicht kennt.
Bierhoff über Trikotdeal: Politiker-Kritik als „Eigentor“
Oliver Bierhoff, der ehemalige DFB-Direktor, hat die Kritik von Politikern zum Ausrüsterwechsel der deutschen Fußballnationalmannschaft deutlich zurückgewiesen. Er betont, die Zeiten hätten sich geändert, und aus Gründen des Patriotismus bei einem Sponsor zu verbleiben, sei nicht mehr möglich. Auf LinkedIn verdeutlichte Bierhoff, dass solche Entscheidungen nicht länger tragbar seien, da die finanziellen Realitäten des modernen Fußballs bestimmend seien.
Nike wird ab dem Jahr 2027 als neuer Ausrüster für alle deutschen Nationalmannschaften fungieren, ein Wechsel, der nach siebzig Jahren die lange Partnerschaft mit adidas ablöst. Der Kontrakt mit Nike, welcher laut Berichten ein jährliches Volume im dreistelligen Millionenbereich umfasst, wird als Indikator für die anhaltende internationale Relevanz und Attraktivität des deutschen Fußballs gesehen.
Bierhoff weist darauf hin, dass die Finanzierung durch Nike nicht nur für die Nationalelf, sondern auch für den Breitensport und insbesondere den Jugendfußball sowie den Amateursport von erheblicher Bedeutung ist. Er hob hervor, dass auch der Frauenfußball von diesem Deal profitieren wird, da Nike als US-Unternehmen ein starkes Interesse an dessen Förderung zeigt.
Der Staatsvorwurf fehlenden Standortpatriotismus wird von Bierhoff zurückgewiesen. Er kontert, die Politik sollte sich eher auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen konzentrieren, die deutsche Unternehmen daran hindern, im Land zu bleiben oder anzusiedeln. Hohe Energiekosten, Steuern und Bürokratie werden als Gründe genannt, weshalb Unternehmen Deutschland verlassen.
Abschließend legt Bierhoff dar, dass der DFB eine Verantwortung gegenüber seinen Mitgliedern und den Vereinen hat. Der finanzielle Aufschwung aus dem Vertrag mit Nike wird als essentiell für die Entwicklung und Unterstützung des gesamten deutschen Fußballs betrachtet. Bierhoff plädiert damit deutlich für den Nutzen des Nike-Deals und positioniert sich gegen die politische Kritik.