Nicht nur zum Anlass der 2024 stattfindenden EM spielt das Thema Sportwetten im Fußball eine Rolle. Während großer Turniere steigt die Anzahl von Teilnehmern an Wetten oft rapide an, der zusätzliche Nervenkitzel ist dem Publikum wichtig. Welche Verantwortung für die Sicherheit der Spieler fällt dabei auf die Fußballverbände und wie lassen sich Wetten allgemein sicherer gestalten?
Werbeverbot gefordert – wie sinnvoll ist es bei großen Turnieren?
Seit jeher ist das Thema Werbung für Glücksspiel Zentrum zahlreicher Debatten und hat auch nach der Legalisierung in Deutschland nicht abgenommen. Jüngst wurde die Forderung laut, Sportwettenwerbung bei der EM 2024 zu verbieten, um Zuschauer besser vor den Gefahren von Wetten schützen zu können. In der Praxis ist ein solches Verbot aber eher utopisch, denn seitens der Buchmacher wäre mit erheblichen finanziellen Einbußen zu rechnen. Tatsächlich entspricht die Forderung auch nicht dem aktuellen Glücksspielstaatsvertrag, der das Werberecht eindeutig regelt. Ein viel realistischeres Ziel ist es also, Wetten zu ermöglichen und gleichzeitig für höchstmögliche Sicherheit der Teilnehmer zu sorgen. Hier kommt es auch auf Fußballverbände an!
Sportliche Integrität ist Aufgabe der Fußballverbände, auch außerhalb von Meisterschaften
Zur Wahrung der sportlichen Integrität ist es unverzichtbar, dass sich Fußballverbände ihrer Verantwortung bewusst sind. Spiele dürfen zu keinem Zeitpunkt durch die Manipulation von Ergebnissen, Absprachen oder unangemessenes Verhalten (absichtliches Verlieren etc.) beeinflusst werden. Eine hohe Aufmerksamkeit der Verbände bezüglich des Spielerverhaltens unterstützt dabei, Manipulation und Betrugsversuche aufzudecken und zu verhindern.
Im Spitzensport ist die Wahrscheinlichkeit solcher Betrugsfälle geringer, da strenge Kontrollen stattfinden. In der Vergangenheit gab es aber immer wieder Fälle mit vermeintlichen „Wundern“, die am Ende nichts weiter waren als Manipulation zugunsten von Wettbetrügern. Populäres Beispiel aus der Vergangenheit ist die Begegnung zwischen Rapid Wien und KS Vllaznia Shkoder im Zuge der Europa-League-Quali im Jahr 2009. Nach einer langweiligen ersten Halbzeit gingen die Wiener in Führung, die Wende kam erst kurz vor Schluss, das Spiel endete 5:0 für Rapid. Es gab keine rechtlichen Konsequenzen, doch selbst die UEFA ließ keinen Zweifel daran, dass hier manipuliert wurde.
Kooperationen mit seriösen Wettanbietern fördern die Sicherheit der Tippspieler
Durch die offizielle Legalisierung von Glücksspiel in Deutschland gibt es klare Richtlinien, an die sich Buchmacher zu halten haben. Diese dienen primär dem Spielerschutz und sollen Gefahren wie Spielsucht vorbeugen. Abseits vom vergnüglichen Nervenkitzel für den Zuschauer sind Wettanbieter auch wichtige Sponsoren für Sportvereine. Kooperationen sind hochdotiert und sichern einen Teil der Einkünfte. Der Fußballverband hat hier die Verantwortung sicherzustellen, dass Kooperationen ausschließlich mit seriösen und legalen Anbietern erfolgen. Die Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrags ist dabei ein wichtiges Kernthema. Das betrifft auch die oben bereits thematisierte Werbung, denn auch hierzu gibt es klare Vorgaben:
- Keine Werbemaßnahmen mit Sportlern (aktiv) oder Funktionären
- Keine Slogans, Werbung ist nur mit dem Logo des Anbieters erlaubt
- Keinerlei Werbung von Anbietern ohne deutsche Lizenz
- Minderjährige dürfen mit der Werbung nicht gezielt angesprochen werden
- Zulässig sind Werbemaßnahmen erst ab 21:00 Uhr und bis maximal 06:00 Uhr
- Während einer Liveübertragung oder kurz davor sind Werbemaßnahmen zu unterlassen
Die Einhaltung dieser Bestimmungen und die ausschließliche Kooperation mit Sportwettenanbieter, die eine offizielle deutsche Lizenz haben, gehören zu den Pflichten der Fußballverbände.
Aufklärung und Prävention zum Schutz vor Spielsucht
Legale und seriöse Angebote reduzieren die Gefahr von suchtgefährdendem Spielverhalten und Abzocke seitens der Buchmacher. Verhindern lässt sich Spielsucht aber nur dann, wenn Fußballverbände für Aufklärung sorgen und Prävention betrieben. Hierzu gehört auch die Sensibilisierung der eigenen Teams und Clubs für Anzeichen eines manipulierten Spiels. Mithilfe von Informationskampagnen zum Thema Spielsucht ist es außerdem möglich, Betroffene für ihre eigenen Symptome empfänglich zu machen. Hilfsangebote, Telefonnummern und Anlaufadressen gehören gut sichtbar auf die Website der Fußballverbände und sollten nicht nur beim Wettanbieter bereitstehen.
Klare Regeln erleichtern den Umgang mit Sportwetten im Verband
Grundsätzlich ist eine Trennung von Sportwetten und großen Sportevents nicht realisierbar. Zu wichtig sind Buchmacher als Sponsoren, zu tiefgreifend sind die Kooperationen zwischen beiden Branchen. Das wachsende Interesse der Zuschauer an Wetten spricht für sich. Umso wichtiger ist es, dass es klare Richtlinien und Regelwerke zum Umgang mit diesem Thema gibt. Spieler, Schiedsrichter, Trainer und alle beteiligten Personen müssen im Bilde sein, welche Form von Wetten erlaubt sind, welche Einschränkungen es gibt und was bei Verstößen droht.
Entsprechende Sanktionen bei Missachtung der Sportwettenrichtlinien sind Pflicht, von Geldstrafen bis zu Spielersperren ist hier alles denkbar. Es ist nicht hinnehmbar, dass wie im Falle der Europa-League-Quali keine Konsequenzen für die betrügenden Spieler gezogen wurden.
Ein letzter Punkt betrifft die Weiterentwicklung von Sportwetten, denn auch hier können Fußballverbände aktiv tätig werden. Stehen neue Gesetze und Regulierungen an, sind positive und konstruktive Debatten von allen Beteiligten zu führen, nicht nur von der Politik allein.
Fazit: Fußballverbände haben eine große Verantwortung gegenüber dem Publikum
Sport soll ein sicheres und angenehmes Erlebnis für alle beteiligten Personen sein und bleiben. Das Sportwetten hierbei eine Rolle spielen, lässt sich auch künftig nicht verändern und wird seit der Legalisierung sogar begrüßt. Für maximale Sicherheit und Fairness ist es wichtig, dass die Verbände transparent über ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit Wetten aufklären. Die Offenlegung von Partnerschaften und durchgeführten Maßnahmen zum Schutz der sportlichen Integrität ist eine Pflicht der Ehre! Die Sportwette selbst ist ein kontrollierbares Risiko und gehört seit einigen Jahren zum Fußball dazu. Indem alle Beteiligten verantwortlich handeln, lässt sich ein hohes Sicherheitsniveau gewährleisten.