Am Ende war die 0:3-Niederlage gegen Spanien nur Nebensache. Viel mehr stand der Türken-Kapitän Arda Turan im Fokus der Fans. Jeder Ballkontakt wurde von den Rängen erzürnt ausgepfiffen. Trost bekam der 29-Jährige von seinen Mannschaftskollegen aus Barcelona.
Turan wurde bereits nach der Auftaktpleite gegen Kroatien von den türkischen Medien aufgrund einer schwachen Leistung stark kritisiert. Das wusste auch der Mittelfeldspieler selbst, der sich später von den Fans entschuldigte und eine Formsteigerung im nächsten Spiel versprach.
Gegen seine spanischen Kollegen stand er mit der Türkei stark unter Druck und wollte seine Qualität zeigen, warum er beim FC Barcelona spielt. Es war nicht Turan, sondern Spaniens Andres Iniesta, der das Kommando auf dem Platz gab. Iniesta machte es vor und Turan sah ihm dabei zu. Prompt lagen die Türken nach einer guten halben Stunde mit 0:2 hinten, wobei das zweite Gegentor ein Geschenk für Spaniens Flügelstürmer Nolito war. Dabei sah Türkeis Verteidiger Mehmet Topal alles andere als gut aus.
Trotz Buhrufe darf Turan weiterspielen
Zur zweiten Hälfte nahm Türken-Coach Fatih Terim Leverkusen-Profi Hakan Calhanoglu aus dem Spiel und brachte für ihn mit Nuri Sahin den zweiten Bundesliga-Spieler, der bei dieser EM für die Türkei auflaufen durfte. Nur drei Minuten dauerte es, bis Volkan Babacan erneut hinter sich greifen musste. Keine Ideen, kein Kampfgeist und keinerlei Freude am Fußball hatten die Türken. Die Rängen hatten es aber nur auf einen abgesehen, nämlich auf ihren Kapitän Turan. Von nun an wurde der 93-malige Nationalspieler zur Zielscheibe der eigenen Fans und wurde bei jedem Ballkontakt grimmig ausgepfiffen. Als der vierte Offizielle seine Tafel in die Hand nahm und an der Seitenlinie Mainzer Yunus Malli stand, dachten alle im Stadion, dass es Feierabend für den zweimaligen spanischen Meister war. Doch es kam anders und Özyakup musste runter vom Platz. Turan durfte durchspielen, was wiederum gegen die Türken sprach, denn Turan wollte keinen Ball mehr und konnte kaum Akzente nach vorne setzen. Stattdessen spielte er seinen Ball immer wieder lustlos nach hinten.
Für Leverkusens Edeltechniker Calhanoglu war das Verhalten der eigenen Fans nicht akzeptabel: “Unsere Fans sollten nicht vergessen, wie viel Arda schon für die Nationalmannschaft gemacht hat. Die spanischen Fans applaudieren für ihn und unsere Fans pfeifen ihn aus. Das hat er auf keinen Fall verdient, das verdient kein Nationalspieler. Ich hoffe, dass sowas nicht mehr vorkommt”, so Calhanoglu.
Zwar sind die Chancen auf das Achtelfinale nach der Niederlage gesunken, dennoch haben die Türken immer noch Chancen auf die nächste Runde. Doch dafür muss am Dienstag gegen Tschechien eine hundertprozentige Steigerung her.