Fußball EM 2024 – Keine Stehplätze in den EM Stadien

EM 2024 in Deutschland: Keine Stehplätze erlaubt

Grundlage der Entscheidung

Die kommende Fußball-Europameisterschaft 2024, die in Deutschland in zehn EM-Austragungsorten ausgetragen wird, wird gänzlich ohne Stehplätze in den Stadien stattfinden. Diese Entscheidung wurde getroffen, obwohl die UEFA derzeit die Wiedereinführung von Stehplätzen im Europapokal testet. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat dies in einer Mitteilung bestätigt und als Begründung angeführt, dass die Ergebnisse dieses Tests erst im Sommer 2023 erwartet werden. Dies lässt nur ein Jahr bis zum Beginn der EM 2024. Ein solch kurzer Zeitrahmen wäre zu knapp, um eventuelle Änderungen am Ticketkonzept für das Turnier vorzunehmen.

EM 2024 in Deutschland: Keine Stehplätze erlaubt (Copyright depositphotos.com)
EM 2024 in Deutschland: Keine Stehplätze erlaubt (Copyright depositphotos.com)
EM 2024 Zusammenfassung - Stadien
  • 10 Stadien mit 42.000 bis 70.000 Zuschauerplätze
  • Eröffnungsspiel in der Munich Football Arena vor 67.000 Zuschauern
  • Finale im Olympiastadion Berlin mit 70.000 Zuschauer
  • Alle Stadien werden für teilweise mehrere Millionen Euro renoviert
  • Baukosten von 25 Millionen Euro für die Sanierung des Olympiastadion Berlin
  • Keine Stehplätze erlaubt

Hintergrund zur UEFA-Entscheidung

Die UEFA hatte zu Beginn der aktuellen Saison das seit 1998 bestehende Verbot von Stehplätzen im Europapokal aufgehoben. Als Teil dieses neuen Ansatzes wurden Stehplätze testweise in Ländern wie Deutschland, Frankreich und England wieder eingeführt. Am Ende der Saison 2022/23 wird das UEFA-Exekutivkomitee über die Zukunft und mögliche Ausweitung dieser Regelung entscheiden.

Die UEFA EURO 2024 wird in den größten und modernsten Stadien von Deutschland ausgetragen:

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Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt.

Alleine in Dortmund gibt es auf der Südtribune 24.451 Stehplätze, damit ist es die größte Stehplatztribüne. Wenn der BVB international spielt, werden diese Plätze bestuhlt, so dann auch zur EM 2024.

SpielortStadionNeuer NameKapazität
DortmundSignal Iduna ParkBVB Stadion Dortmund66.0006 – davon 4 Gruppenspiele, 1 Achtelfinalspiel sowie 1 Halbfinalspiel
MünchenAllianz ArenaMunich Football Arena67.0006 – davon 4 Gruppenspiele (einschließlich des Eröffnungsspiels EM 2024), 1 Achtelfinalspiel sowie 1 Halbfinalspiel
BerlinOlympiastadionOlympiastadion Berlin70.0006 – davon 3 Gruppenspiele, 1 Achtelfinalspiel, 1 Halbfinalspiel sowie das Finale
GelsenkirchenVeltins-ArenaArena AufSchalke50.0004 – davon 3 Gruppenspiele sowie ein Achtelfinalspiel
StuttgartMercedes-Benz ArenaStuttgart Arena54.0005 – davon 4 Gruppenspiele sowie 1 Viertelfinalspiel
HamburgVolksparkstadionVolksparkstadion Hamburg50.0005 – davon 4 Gruppenspiele sowie 1 Viertelfinalspiel
DüsseldorfMerkur Spiel-ArenaDüsseldorf Arena47.0005 – davon 3 Gruppenspiele, 1 Achtelfinalspiel sowie 1 Viertelfinalspiel
Frankfurt am MainDeutsche Bank ParkFrankfurt Arena48.0005 – davon 4 Gruppenspiele sowie 1 Achtelfinalspiel
KölnRheinEnergieStadionCologne Stadium47.0005 – davon 4 Gruppenspiele sowie 1 Achtelfinalspiel
LeipzigRed Bull ArenaLeipzig Stadium42.0004 – davon 3 Gruppenspiele sowie 1 Achtelfinalspiel
EM 2024 in Deutschland: Die 10 Austragungsorte (Copyright depositphotos.com)
EM 2024 in Deutschland: Die 10 Austragungsorte (Copyright depositphotos.com)

Kritik von Fan-Organisationen

Die Entscheidung des DFB, bei der EM 2024 in Deutschland keine Stehplätze zuzulassen, wurde von Fan-Organisationen, insbesondere von Football Supporters Europe (FSE), kritisch aufgenommen. Ronan Evain, ein Vertreter von FSE, äußerte seine Enttäuschung im Gespräch mit der Sportschau und betonte, dass dies eine verpasste Chance sei, eine neue Ära von Fußballturnieren zu beginnen. Er verstand die zeitlichen Herausforderungen, wies jedoch darauf hin, dass es enttäuschend sei, dass keine alternativen Lösungen in Betracht gezogen wurden, insbesondere da Deutschland in Sachen Stehplätze viel Erfahrung hat.

Stehplätze in Deutschland

In Deutschland haben Spiele, von der Bundesliga bis zu den unteren Ligen, seit Jahrzehnten ohne Zwischenfälle mit Stehplätzen stattgefunden. Diese Plätze haben nie ein Sicherheitsrisiko dargestellt. Mit Ausnahme des Standortes Berlin verfügen die für die EM ausgewählten Stadien im regulären Ligabetrieb über Stehplatzbereiche.

Historischer Blick auf Stehplätze bei internationalen Fußballturnieren

Tragödien führen zu Veränderungen: Heysel und Hillsborough

Heysel-Katastrophe 1985

1985 ereignete sich eine der schwersten Katastrophen in der Geschichte des Fußballs im Heysel-Stadion in Belgien, bei der 39 Menschen ihr Leben verloren.

Hillsborough-Tragödie 1989

Vier Jahre später, 1989, geschah ein weiteres tragisches Unglück in Hillsborough, bei dem 97 Fans ums Leben kamen. In beiden Fällen wurden zunächst die Stehplätze als Mitursache betrachtet. Jedoch stellten spätere Untersuchungen fest, dass bauliche Mängel der Stadien, mangelnde Organisation sowie das Versagen von Sicherheitskräften und Polizei die wahren Ursachen waren.

Der „Taylor Report“ und seine Folgen

Als Reaktion auf die Hillsborough-Tragödie wurde in England der „Taylor Report“ im Parlament vorgestellt. Dieser Bericht forderte als Hauptreaktion auf die Tragödie die Abschaffung aller Stehplatzbereiche in englischen Stadien. Die UEFA übernahm diese Regelung 1998 und setzte sie für alle internationalen Spiele um.

Die Stehplatzkultur in Deutschland

Trotz der Veränderungen im internationalen Fußball hat Deutschland eine tief verwurzelte Stehplatzkultur, die sich von vielen anderen Ländern unterscheidet.

Widerstand gegen die Abschaffung von Stehplätzen

In den 1990er Jahren gab es in Deutschland Überlegungen, Stehplätze vollständig durch Sitzplätze zu ersetzen. Als Reaktion darauf formierten sich Widerstände, insbesondere von Organisationen wie dem Bündnis aktiver Fußballfans. Martin Endemann von FSE betonte im Gespräch mit der Sportschau die Bedeutung der Stehplätze für die deutsche Fußballkultur.

Bedeutung von Stehplätzen in der deutschen Fußballkultur

Bei den Umbauten und Renovierungen vieler Stadien im Vorfeld der WM 2006 in Deutschland wurden die Stehplätze beibehalten. Die meisten professionellen Fußballstadien in Deutschland bieten weiterhin Stehplätze an. Für viele Fans sind Stehplätze nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch ein zentraler Punkt für die Stadionatmosphäre. Die Tatsache, dass Stehplätze oft günstiger sind als Sitzplätze, ermöglicht auch finanziell weniger gut gestellten Fans den Stadionbesuch.

Historischer Überblick über Turniere in Deutschland

Deutschland war bereits mehrmals Gastgeber großer Fußballturniere. Während bei der WM 2006 nur Sitzplätze angeboten wurden, gab es bei der EM 1988 und der WM 1974 noch Stehplätze. Das letzte große Männerfußballturnier mit Stehplätzen fand bei der EM 1992 in Schweden statt.

Wer schreibt hier?

    by
  • Nils Römeling

    Nils Römeling, seit 2006 aktiv, hat sich als Autor und Betreiber mehrerer angesehener Fußballwebseiten etabliert. Diese Plattformen bieten umfassende Berichterstattung über diverse Aspekte des Fußballs – von der deutschen Nationalmannschaft über die Bundesliga bis hin zu internationalen Begegnungen und dem Frauenfußball. Er hatte das Privileg, bedeutende Fußballereignisse wie die Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2022 sowie die Europameisterschaften 2016 und 2021 live zu erleben und darüber zu berichten. In seiner Freizeit unterstützt er leidenschaftlich den FC Augsburg und besucht regelmäßig Spiele im Stadion.

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