Bundestrainer Nagelsmann im Interview: Video + Transkipt: Das ist der DFB Kader für die nächsten Länderspiele

Julian Nagelsmann im Interview über den DFB Kader im November 2023

Heute Vormittag, pünktlich um 10 Uhr, verkündete der Coach via Pressemitteilung und Video auf dem YouTube-Kanal des DFB die Nationalelf und Reservisten für die bevorstehenden Länderspiele gegen die Türkei und Österreich. Die Fußballnation blickt gespannt auf die Auswahl der Spieler, die in diesen bedeutenden Begegnungen das Deutschland Trikot tragen werden.

  • Julian Nagelsmann bestätigt großen Kader mit 27 Spielern, um viele Spieler vor der EM zu beobachten.
  • Fokus auf verbesserte Defensive und taktische Flexibilität im Training.
  • Manuel Neuers Ausfall und Entscheidung für eine Pause nach Verletzung.
  • Neuer Torhüter Janis Blaswig im Kader, beeindruckt durch Konstanz und gute Leistung.
  • Marvin Ducksch, ein neues Gesicht im Sturm, ausgewählt wegen aktueller Form und Effektivität.
  • Bevorstehende Spiele gegen Türkei und Österreich mit besonderer Atmosphäre und emotionalen Fans.

Das ist der aktuelle DFB Kader 2023:

Das ist der aktuelle DFB Kader 2023
Das ist der aktuelle DFB Kader 2023

Julian Nagelsmann, nach dem erfolgreichen Start in den USA habt ihr diesmal wieder einen großen Kader mit 27 Spielern. Ist der November jetzt auch nochmal die Zeit für euch, in der ihr einfach viele Spieler sehen wollt?

Julian Nagelsmann: Ja, wir haben auch im Trainer-Team-Fiegel darüber diskutiert, dass wir viele Spieler dabei haben, aber nicht zu viele. Wir haben uns wieder für die gleiche Kaderstärke entschieden, gerade aus dem Grund, dass wir noch ein bisschen Zeit haben bis zum CM. Es wird dann Richtung März schon weniger Spieler werden, da wird der Kreis etwas konzentrierter. Aber klar, wir haben einfach leider einen langen Break nach dieser Maßnahme jetzt mit den Spielen gegen die Türkei und Österreich. Erst dann wieder im März, sprich wir haben wenig Zeit dazwischen, die Spieler auch wirklich bei uns zu haben, sondern sehen sie dann nur in den Clubs. Demnach haben wir uns entschieden, auch Spieler bei uns zu sehen, mit der Zeit auch auf die Gefahren, dass vielleicht der eine andere dann ein Spiel vielleicht gar nicht machen wird, was wir jetzt bei der letzten Maßnahme mit Robert Andrich leider hatten. Das kann passieren, das wünschen wir uns nicht, aber es kann dann passieren beim großen Kader, aber so sehen wir einfach alle nochmal im Training und haben die Option vieles auch nochmal zu testen, auch wenn wir eine gewisse Stabilität auch für die Spiele schon wollen und da jetzt nicht wild durchwechseln werden. Ähnlich wie wir es auch in den USA gehandhabt haben, aber es gibt ja auch noch ein paar Trainingseinheiten und für die ist es wichtig, möglichst viele Spiele zu sehen.

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Du hast die Trainingseinheiten schon angesprochen, vielleicht auch mit Blick auf die letzte Abstellungsperiode. Worauf wollt ihr den Fokus legen? Welche Entwicklungsschritte willst du sehen?

Julian Nagelsmann: Ja, generell war ich sehr zufrieden mit dem Auftritt in den USA über weite Strecken. Wir haben schon einen Baustand, ein stabileres Verteidigen, das wollen wir schon hinkriegen. Jetzt wird auch der Fokus liegen auf ein bisschen andere taktische Herangehensweise als wir es in den USA hatten oder eine erweiterte taktische Herangehensweise. Wir müssen einfach noch ein bisschen in der Defensive variabler werden. Wir werden nach wie vor versuchen auch hohe Pressing-Mengen zu haben, werden aber noch ein paar andere Komponenten mit reinbringen, um einfach ein bisschen stabiler zu werden. Wir haben leider nicht mehr die Zeit jetzt mit jedem Spieler individuell im Verteidigen zu arbeiten, das ist klar. Das passiert dann eher auf Club-Ebene.

Wir versuchen schon mannschaftstaktisch uns dann ein bisschen weiter zu entwickeln, dass wir insgesamt weniger Torgefahr zulassen, dass die Torhüter weniger zu tun haben, dass wir die sehr gute Offensive, die wir haben, auch weiterhin als Prunkstück sehen, aber dadurch trotzdem eine gewisse defensive Stabilität brauchen, um die Offensive eben auch auf den Platz zu bringen, in der Art und Weise, wie wir uns das vorstellen. Und das wird einer der Schwerpunkte jetzt in den nächsten Einheiten.

Dann schauen wir auf den Kader und fangen hinten an. Manuel Neuer hat diese Woche schon gesagt, dass er nicht dabei sein wird, hat auch von guten Gesprächen mit dir und auch Andreas Thunberg gesprochen. War das eine gemeinsame Entscheidung?

Julian Nagelsmann: Ja, es war eine gemeinsame Entscheidung. Ich habe mit Manuel sehr guten Kontakt über die letzten Monate gehabt. Er hat mich auch von mir gewünscht, über jeden kleinen Entwicklungsschritt informiert, wie es aussieht. Selbst im Kraftraum, wenn er Fortschritte gemacht hat, wurde ich von ihm informiert.

Wir hatten viele Telefongespräche, auch viel WhatsApp-Kontakt und haben uns immer wieder ausgetauscht, wie es ihm geht. Am Ende haben wir jetzt auch in Bezug auf diese Maßnahme ein sehr gutes Gespräch gehabt, wo er noch einmal erklärt hat, wie er sich fühlt, wo ich erklärt habe, was die Gedankengänge von mir sind. Wir haben natürlich mit Bayern gesprochen, mit den Ärzten da, mit dem Torwarttrainer. Ich habe mit meinem Torwarttrainer und DSB gesprochen, mit den Athletik-Trainern Dinge abgestimmt und vor allem natürlich dann auch mit Manu. Am Ende gibt es einfach klare Statistiken, die belegbar sind, die ich selbst auch erlebt habe. Nach so einer schweren Verletzung ist es immer so, du kommst zurück, wo wir alle überglücklich sind, dass Manu zurück ist, vor allem er. Ich glaube, die ersten Spiele waren sehr emotional für ihn, weil er auch jetzt bei der Pekar vor dem Galatasaray-Spiel gesagt hat, dass es auch anders hätte ausgehen können, auch schlimmer hätte ausgehen können.

Demnach, glaube ich, war das sehr emotional und dann sind die ersten Spiele sehr, sehr gut. Und dann ist es klar, da kommt dann oft nach den ersten Spielen ein kleines Loch, wo eine gewisse Gefahr besteht, muskuläre Verletzungen. Dieses Loch könnte jetzt passieren. Demnach ist es einfach gesund, dass er noch mal ein paar Tage Pause an die Struktur kriegt. Da sind wir sehr, sehr froh darüber, dass er die Möglichkeit hat, diese Pause zu kriegen und dann wird er genauso stabil weiterspielen, wie er es jetzt gemacht hat. Der Eindruck war sehr, sehr gut und die Gespräche waren sehr, sehr gut. Wir hoffen alle, dass er extrem konstant spielt bis zur nächsten Länderspielmaßnahme. Dann sind es schon wieder ganz andere Vorzeichen.

Dafür habt ihr einen Newcomer dabei im Tor, Janis Blaswig. Was gefällt euch an ihm?

Julian Nagelsmann:Über die letzten Monate kam er relativ unverhofft ins Tor, weil Pete Gulacsi sich verletzt hatte bei Leipzig und hat eigentlich von Beginn an extrem konstant gespielt. Janis ist ein Torwart, der ein guter Fußballer ist, aber auch auf der Linie sehr stark ist und vor allem eine sehr gute Ausstrahlung hat. Ich habe ihn jetzt noch nie persönlich kennengelernt, sondern nur als Gegner quasi in den Spielen und da war er auch nach dem Spiel positiv verrückt. Er hat sich immer extrem aufgeregt, wenn sie nicht gewonnen haben in den Spielen und das hat mir immer sehr imponiert, seine Art, wie er da hinten drin steht. War keine ganz leichte Aufgabe, weil Pete Gulacsi ein sehr konstanter Torwart war und natürlich auch große Fußstapfen hinterlassen hat. Die hat er jetzt mehr als gefüllt, hat das Herausfahren gut gemacht bei Leipzig, spielt in der Champions League, spielt in der Bundesliga, spielt da immer sehr konstant auf einem guten Niveau und deswegen durch den Ausflug von Bernd Lehner haben wir einfach die Option auch da noch mal einen Torwart zu sehen. Wir haben viele gute Torhüter in Deutschland, da gibt es noch ein paar mehr Kandidaten.

Jetzt haben wir uns für Janis entschieden und freuen uns drauf.

Und auch im Sturm gibt es ein neues Gesicht, eine Veränderung im Vergleich zum US-Kader. Ist es auch eine Entscheidung für eine aktuell sehr, sehr gute Form?

Julian Nagelsmann: Ja, bei Marvin ist es so, dass er natürlich auch keinen ganz leichten Start hatte mit Bremen. Bremen hat die ersten Wochen nicht ganz so konstant gespielt, wie es vielleicht letztes Jahr der Fall war. Hatten auch einen kleinen Umbruch, mussten ein bisschen was kompensieren. Das war für ihn auch nicht leicht, aber er hat jetzt eine sehr gute Quote wieder gekriegt, hat auch durch seine Leistung, die er stabilisiert hat, auch Bremen wieder stabilisiert und das ist immer schon ein gutes Zeichen, wenn du bei einem Top-Club 20 Tore schießt, ist das weniger hoch zu raten, wie wenn du bei einem nicht so top gerateten Club viele Tore schießt oder viele Vorlagen hast.

Er hat sehr gute Standards, hat einen guten Torabschluss, er kennt Fülle sehr, sehr gut. Auch das ist sicherlich eine Komponente, die uns helfen kann. Wir haben einfach auf der Suche, im Hinblick zur EM, wollen wir noch einen zweiten, dritten richtigen Stürmer dabei haben und da haben wir einfach drei, vier, fünf Kandidaten, aber eben nicht allzu viele Maßnahmen, da müssen wir ein bisschen wechseln. Kevin hat einen guten Eindruck hinterlassen bei der ersten Maßnahme. Jetzt wollen wir einfach Marin sehen, wie er es macht. Ich bin guter Dinge, weil er gut im Flow ist, gut im Run ist und wie schon gesagt bei einer nicht ganz leichten Situation in Bremen, was er sehr gut macht. Ich glaube, er bringt auch einen guten Grad an Verrücktheit rein, den wir auch brauchen, gerade wenn Spiele auch mal von der Bank kommen als Joker, kann er sehr wertvoll sein.

Lass uns zum Abschluss noch mal auf die beiden Spiele gucken. Die Türkei in Berlin und gegen unser Nachbarland Österreich in Wien. Zwei Spiele mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Freust du dich darauf?

Ja, absolut. Ich war gestern am Stadion Bayern gegen Galatasaray. Da hat man auch schon gesehen, da waren auch viele türkische Fans da, oder viele Gala-Fans, die eine extreme Stimmung gemacht haben. Man weiß das ja auch aus den Spielen der Champions League, wenn man in der Türkei gespielt hat, wie laut es da sein kann. Und ich glaube, in Berlin werden auch viele türkische Fans sein, die es zumindest wahrscheinlich Pari-Pari gestalten werden, die Stimmung im Stadion. Das ist ja immer schön, wenn du eine gewisse Emotionalität auch auf den Rängen spürst. Wir freuen uns auch, wenn die deutschen Fans laut mitgrölen und auf den türkischen Fans auf der Tribüne Kontra bieten. Das ist klar. Am Ende freuen wir uns, wenn es sehr emotional wird und wenn es laut wird im Stadion, ist es immer angenehmer zu spielen. Das macht auch den Reiz des Fußballs aus, dass es nicht leise ist, sondern sehr sehr laut. Natürlich gegen Österreich, auch das ist ein Nachbarduell, Präsidioduell in Wien, in einer wunderschönen Stadt, in einem sehr geschichtsträchtigen Stadion. Auch da freuen wir uns drauf. Es wird sicherlich auch eine außergewöhnliche Stimmung und ein bedeutendes Spiel für uns. Es sind zwei Tests, die wir nutzen wollen und die unter dem Vorzeichen Emotionalität stehen und das wird sicherlich gut.

Wer schreibt hier?

    by
  • Nils Römeling

    Nils Römeling, seit 2006 aktiv, hat sich als Autor und Betreiber mehrerer angesehener Fußballwebseiten etabliert. Diese Plattformen bieten umfassende Berichterstattung über diverse Aspekte des Fußballs – von der deutschen Nationalmannschaft über die Bundesliga bis hin zu internationalen Begegnungen und dem Frauenfußball. Er hatte das Privileg, bedeutende Fußballereignisse wie die Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2022 sowie die Europameisterschaften 2016 und 2021 live zu erleben und darüber zu berichten. In seiner Freizeit unterstützt er leidenschaftlich den FC Augsburg und besucht regelmäßig Spiele im Stadion.

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