Nachbericht: Dänemark – Deutschland 1:1

Nass, kalt, ein schlecht besuchtes Stadion und Deutschland mit einer B-Mannschaft. Die Vorraussetzungen für einen spannenden Fussballabend waren beim gestrigen 1:1 von Deutschland gegen Dänemark nicht gerade gut. Umso erfreulicher, dass es trotz all den äußeren Negativfaktoren doch zu einem recht ansehnlichen Spiel kam. Dänemark war ein guter Test für das junge Team des Bundestrainers und trotz einiger Schwierigkeiten konnte man sehen, dass es um die Zukunft des deutschen Fussballs nicht schlecht bestimmt ist.

Die Startaufstellung gegen Dänemark am 06.06.2017 (PATRIK STOLLARZ / AFP)
Die Startaufstellung gegen Dänemark am 06.06.2017 (PATRIK STOLLARZ / AFP)

Wer hat für die Nationalmannschaft gespielt?

Wer waren die Debütanten?

In der Startformation durften gleich drei Spieler ihr Nationalmannschaftsdebüt geben. Lars Stindl und Sandro Wagner waren dabei die untypischsten Debütanten seit langem. Die beiden 28 und 29-jährigen bildeten die altersmäßigen Ausreißer in einem Team, dass ansonsten auch als U-23 durchgegangen wäre. Kevin Trapp startete, nachdem er schon mehrmals in den Kader berufen aber nicht eingesetzt worden war, das erste Mal als Nummer 1 im Tor. In der zweiten Halbzeit kamen Amin Younes von Ajax Amsterdam in der 65. und Kerem Demirbay von Hoffenheim in der 75. noch zu einiger Einsatzzeit bei ihrem Debüt. Marvin Plattenhardt, der in der 87. Minute den angeschlagenen Jonas Hector positionsgetreu ersetzte konnte keine Akzente mehr setzen, darf sich aber nun auch Nationalspieler nennen. Einzig Diego Demme aus dem jungen Kader muss wohl noch ein wenig auf sein Debüt im 4-Sterne Trikot warten.

Wie war die taktische Aufstellung?

Jogi Löw überraschte so einige experten mit einer völlkg neuen taktischen Aufstellung. In der Abwehr agierte man mit einer Dreierkette, etwas das man im Profifussball in letzter Zeit wieder häufiger sieht. Vor allem Juventus Turin hat greift ob ihrer Starken Innenverteidiger wie Bonucci, Barzaghli und Chiellini gerne auf dieses Spielsystem zurück. Die deutsche Kette bestand dabei aus Niklas Süle, Antonio Rüdiger und Matthias Ginter.

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Im Mittelfeld wurde es da schon etwas experimenteller. Da er über keinen richtigen Spielmacher à la Toni Kroos oder Mesut Özil verfügte verdichtete er einfach das Mittelfeld indem er die Außenverteidiger mehr zu linken und rechten Mittelfeldspielern machte. Was am Ende dabei herauskam war eine Doppelsechs mit Sebastian Rudy als defensivem Part und Leon Goretzka in der etwas offensiveren Rolle. Vor ihnen spielte Julian Draxler in der Rolle eines 8ers und auf den beiden Außenpositionen Hector und Kimmich.

Im Sturm setzte Löw auf Sandro Wagner als zentrale Spitze und eher klassischen 9er mit Lars Stindl als Unterstützung, der sich allerdings oft etwas hinter die Spitzen fallen ließ und somit auch die Rolle eines Verbindungsspielers einnehmen konnte.

So haben sie gespielt: Trapp – Ginter (65. Younes), Rüdiger, Süle – Hector (87. Plattenhardt), Rudy (60. Can), Draxler, Goretzka (75. Demirbay), Kimmich – Stindl, Wagner (65. Brandt)

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Wie verlief das Spiel?

Die erste Halbzeit

Entgegen aller Befürchtungen war das Spiel, vor allem in Halbzeit 1, ein recht interessantes und qualitativ gutes Aufeinandertreffen. Dänemark störte die deutsche Hintermannschaft immer schon sehr früh und spielte mit hoher intensität. Es kam zu wenig abhilfe aus dem Mittelfeld in Form von guten Laufwegen und freien Spieler um das Aufbauspiel zu erleichtern. Gerade in der Anfangsphase sorgte dies für einige Probleme in der deutschen Hintermannschaft.

Martin Braithwaite, an dem angeblich der 1.FC Köln interessiert ist, war der beste Däne auf dem Platz und sorgte ein ums andere Mal für Kopfzerbrechen bei den deutschen Innenverteidigern. Nach einem schlechten Pass von Ginter auf Rüdiger und dessen katastrophal aussehendem Versuch per Kopf zu klären geriet man jedoch früh (15. Minute) durch den Dänen Eriksson in Rückstand. Kevin Trapp traf beim Treffer keine Schuld und auch sonst wirkte er, wie man es mittlerweile von allen deutschen Nationaltorhütern von Neuer über ter Stegen und auch Leno gewohnt ist, wie ein stets sicherer Rückhalt. Einzig an seiner Ballverteilung muss er manchmal noch arbeiten.

Sandro Wagner (L) und Lars Stindl gegen Dänemark in Brondbyam 6.Juni 2017. / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ
Sandro Wagner (L) und Lars Stindl gegen Dänemark in Brondby am 6.Juni 2017. Beide Stürmer waren chronisch unterversorgt mit Bällen und konnten so keine echten Akzente setzen. / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ

Danach kam aber auch das deutsche Team etwas besser ins Spiel. Vor allem dank der guten Wege und Pässe von Leon Goretzka hatte man wieder deutlich mehr Spielanteile. Kapitän Draxler wirkte über weite Strecken noch etwas verloren, konnte aber hier und da glänzen. Gerade Lars Stindl und Sandro Wagner waren nicht immer zu beneiden. Trotz vieler versuchter Flanken kamen sie nur sporadisch an den Ball und konnten so dem Spiel nicht unbedingt ihren Stempel aufdrücken.

Die zweite Halbzeit

Der Anfang der zweiten Halbzeit glich dem aus dem ersten Abschnitt sehr. Deutschland hatte mehr Ballbesitz konnte aber im letzten Spieldrittel keine entscheidenen Pässe setzen. Dänemark kam durch unachtsamkeiten im Aufbau immer mal wieder zu guten Chancen wie in der 50. Minute durch Eriksson der fast das 2:0 markierte. In der 60. Minute kam es durch zwei gute Ecken der Deutschen dann einmal durch Süle und einmal durch Ginter fast zum 1:1 Rönnow im Tor der Dänen, der den verletzten Schmeichel kaum vermissen ließ, hielt exzellent.

Ab der Mitte der zweiten Halbzeit kam es zu vielen Wechseln auf beiden Seiten. Dies störte das Zusammenspiel und den Spielfluss deutlich. Beim DFB kamen so allerdings Kerem Demirbay, Amin Younes und Marvin Plattenhardt zu ihren Debüts. Emre Can ersetzte Sebastian Rudy außerdem früh in Halbzeit zwei positionsgetreu und brachte etwas mehr Stabilität ins Spiel und kam auch einmal gefährlich zum Abschluss.

Joshua Kimmich erzielt das 1:1 - Die Dänen Jannik Vestergaard (L) und Jens Stryger Larsen (R) können nur zuschauen / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ
Joshua Kimmich erzielt das spektakuläre 1:1 in der 88. Minute – Die Dänen Jannik Vestergaard (L) und Jens Stryger Larsen (R) können nur zuschauen / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ

In der Schlussphase kam es dann doch noch zum Happy End für die deutsche Mannschaft. nach einem Querpass in den Strafraum, einer missglückten Abwehr der Dänen und einer unfreiwilligen Vorlage für Lars Stindl konnte Joshua Kimmich spekatulär mit einem Fallrückzieher ausgleichen (88.Minute). Danach plätscherte das Spiel noch einige Minuten vor sich hin bevor der englische Schiedsrichter Michael Oliver, der das Spiel außerhalb einiger Fehler recht souverän leitete, abpfiff.

Fazit

Auch wenn das Spiel gegen Dänemark nicht zu den Glanzpunkten des deutschen Fussballs zählen wird konnte man einige wichtige Schlüsse aus der Partie ziehen. Der Gegner, der fast in Bestbesetzung auftrat, dürfte sich auf einem Level zwichen den beiden Confed-Cup Teams Australien und Kamerun aus der deutschen Gruppe B befinden. Das Team von Jogi Löw ließ phasenweise Aufblitzen, dass die Jugendarbeit im deutschen Fussball nach wie vor tolle Talente hervorbringt. Mit ein wenig mehr gemeinsamer Trainings- und Spielpraxis könnte auch dieses junge Team beim Confed-Cup einiges erreichen. Vor allem Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Niklas Süle und Jonas Hector zeigten einmal mehr, dass ihnen die Zukunft im deutschen Team gehört. Kapitän Draxler versuchte viel, blieb aber für seine Erfahrenheit und Talent etwas zu blass. Vielleicht wächst er aber spätestens beim Confed-Cup mit seinen Aufgaben.

Das Perspektivteam bei der einzigen gemeinsamen Trainingseinheit vor dem Spiel gegen Dänemark. Photo: AFP.

Wie geht es weiter für das deutsche Team?

Am 08.Juni fliegt die deutsche Mannschaft nach Nürnberg. Dort wird man bei Trikotsponsor Adidas einige Photo- und Pressetermine wahrnehmen und auf deren Trainingsgelände in Herzogenaurach weiter am Zusammenspiel arbeiten. Am 10. Juni trifft man dann am 6. Spieltag der WM-Qualifikation in Gruppe C auf San Marino. Ein Spiel in dem sich die junge Mannschaft hoffentlich viel Selbstvertrauen für die schwere Aufgabe Confed-Cup, die dann ab 17.Juni auf sie wartet, holen kann.

Wer schreibt hier?

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  • Nils Römeling

    Nils Römeling, seit 2006 aktiv, hat sich als Autor und Betreiber mehrerer angesehener Fußballwebseiten etabliert. Diese Plattformen bieten umfassende Berichterstattung über diverse Aspekte des Fußballs – von der deutschen Nationalmannschaft über die Bundesliga bis hin zu internationalen Begegnungen und dem Frauenfußball. Er hatte das Privileg, bedeutende Fußballereignisse wie die Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2022 sowie die Europameisterschaften 2016 und 2021 live zu erleben und darüber zu berichten. In seiner Freizeit unterstützt er leidenschaftlich den FC Augsburg und besucht regelmäßig Spiele im Stadion.

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