Spielbericht: Deutschland – Brasilien 0:1

22 Spiele – Seit der Niederlage im EM Halbfinale gegen Frankreich, so lange war der DFB mittlerweile ungeschlagen. Diese Serie riss am gestrigen Abend in Berlin im Freundschaftsspiel gegen den Rekordweltmeister aus Brasilien. Der Bundestrainer experimentierte im Vergleich zum Spiel gegen Spanien und änderte seine Elf auf vielen Positionen. Dies sorgte für merkliche Unruhe in der Mannschaft und Spielfluß sowie Qualität litten darunter.

Die deutsche Startaufstellung von Deutschland gegen Brasilien am 27.März 2018 in Berlin im neuen DFB Away Trikot (Foto AFP)
Die deutsche Startaufstellung von Deutschland gegen Brasilien am 27.März 2018 in Berlin im neuen DFB Away Trikot (Foto AFP)
So haben sie gespielt:

Deutschland: Trapp – Kimmich, Boateng (68. Süle), Rüdiger, Plattenhardt – Kroos, Gündogan (81. Werner) – Sané (61. Stindl), Goretzka (61. Brandt), Draxler – Gomez (62. Wagner)

Brasilien: Alisson – Alves, Thiago Silva , Miranda, Marcelo – Casemiro, Paulinho, Willian – Fernandinho, Coutinho (73. Costa), Jesus

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Wie verlief die 1. Halbzeit?

Die Partie begann eher zurückhaltend, da beide Mannschaften sich scheinbar erst einmal abtasten wollten. Brasilien war von Beginn an sehr griffig in den Zweikämpfen und unterband das etwas holprig wirkende Spiel der DFB Elf im Mittelfeld meist sehr zeitnah. Dadurch, und durch die vielen Wechesel des Bundestrainers im Vergleich zum letzten Spiel, wollte bei der Nationalmannschaft kein rechter Spielfluss aufkommen. Die Abwehr um Kapitän Jérôme Boateng stand jedoch anfangs noch recht sicher. In der Offensive vergaben der gute Ilkay Gündogan, Joshua Kimmich und Mario Gomez einige ordentliche Chancen. Vor allem Gomez hatte einen schwarzen Tag erwischt und stand gefühlt ein ganzes Dutzend Mal im Abseits. In der 38. Minute geschah dann das Unglück: Nach guter Flanke von Willian versenkte Gabriel Jesus aus knapp 5 Metern einen Kopfball. Dabei sah vor allem Kevin Trapp im Tor der Nationalmannschaft nicht gut aus. Trapp konnte seine Ansprüche auf Platz 3 im Tor in der Partie nicht untermauern. Ein ums andere Mal mislangen ihm Zuspiele zu seinen Mitspielern – eher ein Unruhefaktor in der Abwehr.

Die brasilianische Startaufstellung gegen Deutschland am 27.März 2018: (Torwart Alisson, Casemiro, Paulinho, Thiago Silva, Fernandinho, Miranda, (vorne) Dani Alves, Willian, Marcelo, Gabriel Jesus und Philippe Coutinho (Patrik STOLLARZ / AFP)
Die brasilianische Startaufstellung gegen Deutschland am 27.März 2018: (Torwart Alisson, Casemiro, Paulinho, Thiago Silva, Fernandinho, Miranda, (vorne) Dani Alves, Willian, Marcelo, Gabriel Jesus und Philippe Coutinho (Patrik STOLLARZ / AFP)

Wie verlief die 2. Halbzeit?

Nach der Pause hatten viele Fans erwartet, dass die deutsche Mannschaft mit etwas mehr Nachdruck aus der Kabine zurückkehren würde. Die ersten guten Chancen nach Wiederanpfiff gingen jedoch an den Gast aus Brasilien, bei dem Willian, Paulinho und Coutinho für Furore sorgten. Trotz allgemeiner Vorteile beim Ballbesitz tat sich die deutsche Mannschaft sichtlich schwer gegen die im Mittelfeld gut gestaffelt stehenden Brasilianer anzukommen. Individuelle Klasse von Flügelspielern wie Draxler und Sané blieb eher die Seltenheit und so hatte man kaum Mittel die gut funktionierende Hintermannschaft der Selecao zu knacken. Als der Bundestrainer in der 60 Minute dann langsam anfing einige Wechsel vorzunehmen war es mit dem Spielfluss weitestgehend dahin. Auch die eingewechselten Timo Werner, Sandro Wagner und Lars Stindl konnten in der Offensive keine entscheidenden Akzente mehr setzen. Die Abwesenheit der bereits zu ihren Vereinen abgereisten Mesut Özil und Thomas Müller fiel deutlich auf.

Fazit

Joachim Löw hat mit einigen Experimenten dafür gesorgt, dass seine eigene Siegesserie gerissen ist. Nach der erneut schlechten Vorstellung von Kevin Trapp sollte die Frage nach Torwart Nummer 3 zu seinen ungunsten geklärt sein. Trapp fehlt es an Souveränität und Spielpraxis. In der Abwehr konnten Rüdiger und Süle zeitweise zeigen, dass sie in der Zukunft würdige Kandidaten für die Nachfolge von Boateng und Hummels sein werden. Marvin Plattenhardt zeigte eine gute Partie auf der linken Abwehrseite, ist jedoch defensiv nicht so stabil wie Jonas Hector. Im Mittelfeld waren Gündogan und Kroos gut –  Spielen jedoch beide gleichzeitig fehlt dem DFB ein echtes Arbeitstier und eine körperliche Präsenz auf der Sechserposition. Julian Draxler enttäuschte über weite Stecken in einem Spiel, in dem es vor allem auf seine individuellen Fähigkeiten hätte ankommen können. Der bei Manchester City so stark aufspielende Leroy Sané konnte seine gute Form in der Nationalmannschaft nicht zeigen. Goretzka wirkte auf der 8er Position etwas verloren und dürfte wohl eher eine Alternative für Khedira und Gündoogan auf der 6 sein. Mario Gomez konnte im Stürmerduell mit Stindl, Werner und Wagner keine Punkte sammeln.

Wer schreibt hier?

    by
  • Nils Römeling

    Nils Römeling, seit 2006 aktiv, hat sich als Autor und Betreiber mehrerer angesehener Fußballwebseiten etabliert. Diese Plattformen bieten umfassende Berichterstattung über diverse Aspekte des Fußballs – von der deutschen Nationalmannschaft über die Bundesliga bis hin zu internationalen Begegnungen und dem Frauenfußball. Er hatte das Privileg, bedeutende Fußballereignisse wie die Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2022 sowie die Europameisterschaften 2016 und 2021 live zu erleben und darüber zu berichten. In seiner Freizeit unterstützt er leidenschaftlich den FC Augsburg und besucht regelmäßig Spiele im Stadion.

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