ZDF-Kommentator geht in Rente ** Béla Réthy letztes Spiel heute ** Beste Sprüche

Nach 31 Jahren als Fußball-Kommentator beim ZDF wird Béla Réthy beim WM 2022 Halbfinale Frankreich gegen Marokko sein letztes Spiel kommentieren. Ausgerechnet an seinem 66. Geburtstag, dem 14. Dezember, wird der bekannte Kommentator sein „persönliches Finale“ absolvieren. Man darf gespannt sein, welche Verabschiedung sich Béla Réthy einfallen lässt. Hier im Interview heute morgen im ZDF.

Béla Réthy war seit 1978 beim ZDF und wurde über Jobs und Praktika zum Redakteur und Kommentator. Im Laufe seiner Karriere hat Béla Réthy sehr viele Endspiele wichtiger Fußball-Turniere kommentiert. Bei der Fußball-WM 2022 wird er im Al-Bayt Stadium in Al-Khor zum letzten Mal ein Fußballspiel kommentieren.

  • bei 10 Weltmeisterschaften im Einsatz
  • Kommentator der WM-Endspiele 2002, 2010, 2018
  • Kommentator der EM-Endspiele 1996, 2004, 2012
  • Kommentator von 7 Champions-League-Finals
  • Herbert-Award 2007 als Bester TV-Livekommentator
  • Herbert-Award 2009 als Bester Sportkommentator

Update 20:50 Uhr – Zur Halbzeit steht es 1:0 für Frankreich. Zum Liveticker FRA-MAR

Dieses Fußball-Video könnte dich interessieren:
Béla Réthy heute das letzte Mal im ZDF zu sehen (Copyright ZDF und Felix Schmitt)
Béla Réthy heute das letzte Mal im ZDF zu sehen (Copyright ZDF und Felix Schmitt)

Wie ist Béla Réthy Fußball-Kommentator geworden?

Béla Réthys erster Job beim ZDF war 1978 im Archiv, wo sich die Redaktion auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien vorbereitete. Es folgte ein Praktikum beim ZDF und schon hatte er einen Fuß in der Tür. Beim Fußball kam Béla Réthy bereits Anfang der achtziger Jahre zum Einsatz, etwa bei Zweitligaberichten in kleinen Stadien.

Wie ist Béla Réthys Werdegang als Kommentator beim ZDF?

Béla Réthy hatte seine ersten Einsätze als Fußball-Kommentator bei Live-Berichten von unterklassigen Spielen. Den ersten Bundesliga-Einsatz hatte er am 21. April 1984 im Aktuellen Sportstudio mit einem Bericht vom Spiel Bochum gegen Stuttgart.

Béla Réthys erste WM war 1986 in Mexiko, wo er als Assistent für Kommentatoren-Legende Rolf Kramer arbeitete. Die erste Erwähnung im TV ist Rolf Kramer zu verdanken als er seinen Assistenten namentlich nannte mit den Worten, „73. Minute, sagt Béla Réthy mir an“.

Béla Réthy wurde 1987 zum ZDF-Redakteur und konnte bereits die Frauen-WM 1991 in China, Tourenwagen oder Wasserball kommentieren. Die erste Fußball-Weltmeisterschaft als Live-Kommentator beim ZDF hat Béla Réthy 1994 in den USA, wo er das Gruppenspiel Schweiz gegen USA kommentierte. Fortan kam er bei immer mehr bei wichtigen Spielen bei EMs und WMs zum Einsatz.

Kommentator Béla Réthy beim Finale des Confed-Cup 2017. (Copyright: ZDF/Svea Pietschmann)
Kommentator Béla Réthy beim Finale des Confed-Cup 2017. (Copyright: ZDF/Svea Pietschmann)

Woher kommt Béla Réthy und wo ist er aufgewachsen?

Béla-Andreas Réthy ist am 14. Dezember 1956 in Wien als Sohn ungarischer Einwanderer geboren. Seine Eltern sind 1956 im Zuge des revolutionären Aufstand aus Ungarn geflohen. In Béla Réthys jungen Jahren wanderte die Familie nach Brasilien aus, wo er viele Jahre in Sao Paolo lebte.

Im Alter von 11 Jahren kam Béla Réthy wieder zurück nach Deutschland. An der der Gutenbergschule in Wiesbaden machte Béla Réthy 1976 sein Abitur, bevor er mit einem Studium der Publizistikwissenschaft, Soziologie und Ethnologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz begann.

Durch seine bewegte Familiengeschichte und die Zeit im Ausland beherrscht Béla Réthy heute viele Sprachen, denn neben Deutsch spricht er noch Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Ungarisch und Wienerisch.

Wo hat Béla Réthy als Aktiver gespielt?

Béla Réthy hat als aktiver Fußballer beim VfL und beim Schwarz-Weiß Wiesbaden gespielt. Der Linksverteidiger Béla Réthy hat allerdings nur auf lokalem Niveau in der Kreisliga selbst gekickt.

Welche Spiele hat Béla Réthy kommentiert?

Béla Réthy hat in seiner Karriere insgesamt sechs EM- oder WM-Finals kommentiert. Gleich bei seinem ersten Finale bei der Europameisterschaft 1996 konnte er den EM-Gewinn der deutschen Nationalmannschaft kommentieren. Das Siegtor von Oliver Bierhoff kommentierte er so: „Bierhoff kann sich durchsetzen. Und. Kouba. Deutschland ist Europameister. Und wieder war es Oliver Bierhoff durch das erste Golden Goal in der Fußball-Geschichte.“

Außerdem war Béla Réthy Kommentator beim EM 2008 Halbfinale Deutschland gegen Türkei als es zu einem kurzzeitigen Bildausfall kam. Statt des schwarzen Bilds aus dem EM-Stadion in Wien wurde ein Bild von Béla Réthy gezeigt, der damit überall live zu sehen war.

Ein weiteres bekanntes Spiel von Béla Réthy war das WM 2014 Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien. Béla Réthy meint in einem Interview mit Sportbild, dass dieser 7:1-Sieg „den größten Eindruck hinterlassen hat, weil die Brasilianer so vernichtet wurden“.

Die besten Spiele seiner Karriere hat Béla Réthy selbst in einem Buch geschrieben, welches 2014 in Köln unter dem Titel „Live. Die Länderspiele meines Lebens“ veröffentlicht wurde.

Béla Réthy bei der EM 2016 / Foto: ZDF-Jean-Francois Deroubaix
Béla Réthy bei der EM 2016 / Foto: ZDF-Jean-Francois Deroubaix

Was sind die besten Sprüche von Béla Réthy?

Béla Réthy hat in über 30 Jahren einige lustige und nachdenkliche Sprüche gebracht, die natürlich allesamt live übertragen wurden. Allerdings hat Béla Réthy nicht nur Lob dafür bekommen, sondern wurde oft für eine Art und für seine Analysen kritisiert. Hier sind einige Sprüche, die Béla Réthy als Kommentator gemacht hat:

„Das da vorn, was aussieht wie eine Klobürste, ist Valderrama.“

(Über die Haarpracht des kolumbianischen Nationalspielers)

„Die dürfen nicht alle gehen, die werden fürs Anfeuern bezahlt.“

(Über Katars Fans beim WM 2022 Eröffnungsspiel gegen Ecuador, die bei Rückstand das Stadion verlassen)

„Der Oberarm gehört zur Hand.“

(Über ein offensichtliches Handspiel)

„Natürlich ist sein Image als Chancenvergeber beschädigt.“

(Über den ehemaligen deutschen Nationalspieler Mario Gomez)

„Jámas, die Götter müssen verrückt sein.“

(Über den EM-Titelgewinn von Außenseiter Griechenland 2004)

„Khedira, Özil, wieder Khedira, Wahnsinn, Wahnsinn, was geht denn hier ab? 5:0. Deutschland – Brasilien, 5:0. Es ist wahr, Sie träumen nicht, es ist der 8. Juli 2014.“

(Über ein Tor beim WM 2014 Halbfinale, wo Deutschland mit 7:1 gegen Brasilien gewann)

„Neuer möchte zu Null spielen. Irgendwelche Ziele muss der Mensch ja haben, bei diesem Spielstand.“

(Über DFB-Keeper beim Stand von 7:0 bei Deutschland gegen Brasilien)

„Das ist hier alles keine Zeitlupe, das sind reale Bilder.“

(Über das letzte Gruppenspiel bei der WM 2018 zwischen Deutschland und Südkorea)

„Das ist Brasilien. Das ist Kunst. Das ist Samba. Das ist Party. Ein Weltklasse-Tor von Richarlison.“

(Über das Seitfallzieher-Tor von Richarlison gegen Serbien bei der WM 2022)

„Der Typ ist so quirlig, der geht nach dir in die Drehtür und kommt vor dir wieder raus.“

(Über Spaniens Stürmer David Villa)

„Wir haben jetzt das Bild vom Schweizer Fernsehen übernommen. Dadurch sieht das Spiel der Deutschen aber auch nicht besser aus.“

(Über die deutsche Nationalmannschaft während des Bildausfalls beim EM 2008 Halbfinale gegen Türkei)

Was macht Béla Réthy nach seinem letzten Spiel?

Béla Réthy hat bereits angedeutet, was er nach seinem letzten Spiel im Ruhestand alles vorhat. Beispielsweise will er sich ein kleines Haus in Portugal mieten oder mit einem VW-Bus durch Europa touren. Außerdem bleibt ihm als Rentner nun mehr Zeit seine neue Rolle als Großvater daheim auszufüllen.

Außerdem wird Béla Réthy als Fußball-Fan weiterhin die Spiele verfolgen und ins Stadion gehen beispielsweise „in der 3. Liga, oder werde die Frankfurter Eintracht, mit der ich privat sympathisiere, vielleicht in der Champions League nach Neapel begleiten“. Möglicherweise wird er für die Zuschauer sogar nochmal irgendwo im Fernsehen zu sehen sein oder zu Wort kommen. „Ab 1. Januar bin ich dann offiziell Rentner. Es kann aber sein, dass ich mittelfristig das eine oder andere machen werde.“

Wer schreibt hier?

    by
  • Philip Warschau

    Philip interessiert sich seit Kindesbeinen für den Fußball, vor allem den Effzeh aus Köln. Hier auf fussballnationalmannschaft.net schreibt er über die englische Premier League, die Ligen in Spanien, Italien und Frankreich. Natürlich freut er sich immer auf die Fußball-Weltmeisterschaften und Europameisterschaften. Und kennt die Nationalspieler weltweit auch aus den letzten Turnieren.

P