Mit großen Erwartungen reiste die türkische Nationalmannschaft nach Frankreich. Im Auftaktspiel musste sich die Mannschaft um Barcelona-Akteur Arda Turan mit 0:1 gegen Kroatien geschlagen geben. Vor allem war die Mannschaft wegen des schwachen Auftretens scharf kritisiert worden. Nun stehen die Türken in der Todesgruppe mit Spanien, Kroatien und Tschechien stark unter Druck. Die Geschichte spricht für die Mannen im Halbmond-Stern.
Die Türkei konnte bisher noch nie in einem großen Turnier ein Auftaktspiel gewinnen. Sei es bei einer Weltmeisterschaft oder bei einer Europameisterschaft. Bei der EM 96 verloren sie gegen Kroatien ebenfalls mit 0:1 und schieden sogar punkt- und torlos in der Vorrunde aus. Vier Jahre später in Belgien und Holland verloren die „Ay Yildizlilar“ zwar das Auftakt-Match gegen Italien mit 1:2, dennoch schafften sie unter Trainer Mustafa Denizli den Einzug ins Viertelfinale, wo sie Portugal unterlagen. Im letzten Gruppenspiel gewann die Türkei durch einen Doppelpack von Türkei-Legende Hakan Sükür gegen Belgien mit 2:0 und eliminierte somit den Gastgeber.
Hauptproblem – die Qualifikation
Bis zu der nächsten EM-Teilnahme dauerte es acht Jahre. Das Hauptproblem der Türken war in der Regel die Qualifikation. Dort ließen sie immer wieder Konstanz vermissen und scheiterten hauptsächlich nicht an größeren Fußball-Nationen, sondern eher an vermeintlich schwächeren Gegnern wie Moldawien, Aserbaidschan oder wie zuletzt gegen Lettland. Gegen die Letten konnte die Türkei in beiden Qualifikationsspielen nicht gewinnen und spielte zweimal Remis.
Als die meisten mit der EM abgeschlossen hatten, gab sich Trainer Fatih Terim kämpferisch und sagte immer wieder: „Es ist niemals vorbei, ehe es vorbei ist“, und ließ das türkische Volk weiterhin von einer Teilnahme träumen. Genau so kam es auch. 3:0-Sieg gegen Holland, 2:0-Erfolg gegen Tschechien und 1:0-Sieg durch ein Last-Minute-Tor von Selcuk Inan gegen Island bescherte der Türkei die vierte EM-Teilnahme.
Nun soll das Kapitel „EM“ nicht in der Vorrunde beendet sein. Das ganze Volk hat hohe Erwartungen in Frankreich. Schon bei der EM 2008 kamen die Türken immer durch Last-Minute-Treffern zurück und schafften es bis zum Halbfinale, wo sie gegen Deutschland verloren und trotzdem bei Ankunft in der Heimat wie Europameister gefeiert wurden.
Qualitative und namhafte Spieler
Die Vergangenheit ermutig die Türken. Bei dieser EM ist sogar ein Weiterkommen ein Muss, weil in der Vorrunde aus 24 Mannschaften nur acht Teams ausscheiden. An der Qualität der Spieler soll es nicht mangeln. Mit Arda Turan vom FC Barcelona, Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen, Yunus Malli vom FSV Mainz sowie Nuri Sahin von Borussia Dortmund haben die Türken eine Menge Routine in den Reihen. Hinzu kommen mit Hakan Balta, Semih Kaya und Burak Yilmaz drei erfahrene Spieler, die jedes Jahr mit Galatasaray in der Champions League vertreten waren. Auch die Profis vom türkischen Vizemeister Fenerbahce sind seit einigen Jahren Nationalspieler und bringen viel Qualität mit.
Trotz der Rivalität zwischen Galatasaray und Fenerbahce schaffte es Terim eine gute, junge und erfahrene Mannschaft zusammen zu stellen. Inwiefern die Türkei eine geschlossene Einheit geworden ist, werden wir in den nächsten Spielen gegen Spanien und Tschechien sehen. Am Freitag haben die Last-Minute-Türken gegen den dreimaligen Europameister Spanien die Möglichkeit nochmal einen starken Charakter einer Turniermannschaft zu beweisen. Das Spiel wird ab 21 Uhr live vom ZDF übertragen.