Prozess um Maradonas Tod: Mediziner geraten unter Druck

Im Strafverfahren rund um den Tod von Fußballlegende Diego Maradona geraten Ärzte und Pflegekräfte zunehmend in Erklärungsnot. Neue Gutachten belasten das medizinische Team schwer – und zeichnen ein düsteres Bild von Maradonas letzten Lebenstagen.

Diego Maradona - Weltmeister 1986
Diego Maradona – Weltmeister 1986

Keine Drogen oder Alkohol – aber fünf Medikamente

Ein zentraler Punkt der Verhandlung vor dem Gericht in San Isidro ist die toxikologische Untersuchung des verstorbenen Weltmeisters von 1986. Der medizinische Sachverständige Ezequiel Ventosi erklärte, dass bei Maradona weder Alkohol noch Drogen im Blut nachgewiesen wurden. Stattdessen fanden sich Spuren von fünf verschiedenen Substanzen, die laut Ventosi zu den Gruppen der Antidepressiva und Antiepileptika gehören. Diese Medikamente könnten laut Expertenmeinung in Kombination mit Maradonas Gesundheitszustand eine Rolle beim Tod gespielt haben.

Schwere Organschäden festgestellt

Neben der Medikamentenanalyse sorgten auch medizinische Befunde einer weiteren Expertin für Aufsehen. Sie beschrieb mehrere gravierende Organschäden, darunter Hinweise auf eine Leberzirrhose, Niereninsuffizienz, chronische Lungenerkrankung sowie eine Herzschwäche. Maradona starb im Alter von 60 Jahren – offiziell an einem Herzinfarkt in Kombination mit einem Lungenödem, kurz nach einer Hirnoperation. Die Gutachten deuten jedoch darauf hin, dass sein gesundheitlicher Zustand schon deutlich vorher kritisch war.

Anklage wegen fahrlässiger Tötung

Insgesamt sieben Personen stehen vor Gericht, darunter auch Maradonas ehemaliger Leibarzt Leopoldo Luque. Der Vorwurf: fahrlässige Tötung. Die Staatsanwaltschaft wirft dem medizinischen Team vor, grob nachlässig gehandelt und ihre Pflichten verletzt zu haben. Zum Prozessauftakt sprach Ankläger Patricio Ferrari von „soliden Beweisen“ für ein Versagen in der Betreuung. Besonders schwer wiegt die Aussage, dass keiner der Verantwortlichen angemessen auf Maradonas kritischen Zustand reagiert habe.

Ein „Horror-Stück“ statt würdigem Lebensabend

Ein besonders belastendes Element der Anklage: das Bild von Maradona kurz nach seinem Tod, das ihn mit einem stark geschwollenen Bauch zeigt. Staatsanwalt Ferrari sprach in diesem Zusammenhang von einem „Horror-Stück“, das sich in Maradonas letzter Lebenswoche abgespielt habe – nach dem Umzug aus dem Krankenhaus in eine Privatwohnung. Für die Verteidigung bleibt es eine schwierige Aufgabe, diesen Vorwürfen glaubhaft zu begegnen. Alle Angeklagten weisen bisher jede Schuld von sich. Im Falle einer Verurteilung drohen ihnen bis zu 25 Jahre Haft.