Deutschland – Portugal Vorbericht: System, Taktik & Aufstellung

Beim ersten Gruppenspiel der Gruppe G in Salvador de Bahia treffen heute mit Deutschland und Portugal (18 Uhr/live ARD) die großen Favoriten der Gruppe aufeinander. Es ist die 100. WM-Partie der deutschen Nationalmannschaft. Deutschland erreicht somit als erstes Land diese Marke, obwohl es an zwei Endrunden nicht teilnahm (1930, 1950). Brasilien zum Beispiel war immer dabei, hat aber nur 97 Spiele. Zum Start in eine WM-Endrunde hat Deutschland erst eine Niederlage kassiert. Bei der WM 1982 in Spanien verlor die deutsche Elf mit 1:2 gegen Algerien. Das soll heute Abend nicht passieren.

Zum 18. Mal gegen Portugal
Auf Portugal trifft die DFB-Auswahl zum insgesamt 18. Mal. Aus den bisherigen 17 Spielen steht eine Bilanz von neun Siegen, fünf Unentschieden und drei Niederlagen zu Buche. Zuletzt spielten die beiden Mannschaften während der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine gegeneinander. Deutschland gewann in Lwiw mit 1:0. Torschütze damals Mario Gomez. Für Brasilien wurde der 28-Jährige nicht nominiert. In den letzen 14 Jahren standen sich die Deutschen und Portugiesen ausschließlich bei großen Turnieren gegenüber: bei der EM 2000 (0:3), der WM 2006 (3:1), im EM-Viertelfinale 2008 (3:2) und der EM 2012 (1:0).

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Alle deutschen Spieler einsatzfähig
„Wir können davon ausgehen, dass alle Spieler zu 100 Prozent einsatzfähig sein werden“ sagte Bundestrainer Joachim Löw. Sorgenkind Manuel Neuer hat seine Schulterverletzung offenbar auskuriert und Sami Khedira sein Fitness-Level nach seinem Kreuzbandriss deutlich erhöht. Spannend ist, ob Löw in der Offensivreihe links zunächst André Schürrle oder Lukas Podolski spielen lässt. Auf der Bank hat Löw Hochkaräter sitzen, die ein Spiel auch noch drehen können. Vorallem dere in der Vorbereitung angeschlagene Routiniers Miroslav Klose, Mittelfeldmotor Bastian Schweinsteiger sowie Kreativkraft Mario Götze.

Ronaldo ist bei 100 Prozent
Portugals Trainer Paulo Bento kann im wichtigsten Vorrundenspiel seine stärkste Elf aufbieten. Mit von der Partie ist auch Cristiano Ronaldo, der lange an Knie- und Oberschenkelproblemen laborierte. „Ich bin zwar nicht bei 110, aber bei 100 Prozent. Aber das ist genug, um der Mannschaft helfen zu können“, sagte der Weltfußballer einen Tag vor der richtungsweisenden Partie. Der frisch gebackene Champions-Legue-Gewinner und Rekordtorschütze der Portugiesen hat noch kein Länderspiel gegen Deutschland gewonnen. Die Hoffnungen der Portugiesen ruhen auch deshalb auf Ronaldo, weil der Real-Madrid-Star gemeinsam mit Fabio Coentrão und Pepe deutsche Teams in dieser Champions-League-Saison gleich reihenweise ausgeschaltet hat. Die besten drei Bundesligateams mit Schalke 04, Borussia Dortmund und Bayern München scheiterten nacheinander gegen die Königlichen.

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Foto: nike presse

Vier gelernte Innenverteidiger in der deutschen Abwehr
Die deutsche Mannschaft spielt mit einer Vierer-Abwehrkette, die ausschließlich aus gelernten Innenverteidigern besteht. Kapitän Philipp Lahm soll neben Sami Khedira und Toni Kroos die Fäden im Mittelfeld ziehen und die drei Offensivkräfte ins Szene setzen. Das größte Fragezeichen dort steht wohl hinter Mesut Özil, der seit Wochen seiner Form hinterherläuft. Das deutsche Team setzt auf Ballbesitz. Dafür sind in der Offensive vor allem ihre Kreativspieler gefragt. Die Elf von Bundestrainer Joachim Löw tritt ohne echten Stürmer an. Mario Gomez wurde nicht nominiert, Miroslav Klose war lange Zeit verletzt. Dafür übernimmt Mesut Özil die Position der „falschen neun“ und soll als wendiger und fintenreicher Spieler die Defensive der Portugiesen um Pepe durcheinanderwirbeln.

Die Taktik von Portugal heißt CR7
Der große Trumpf der Portugiesen ist neben Ronaldos individueller Klasse, dass sie ein eingespieltes Team haben, das ebenfalls im 4-3-3 agiert. In Salvador wird nahezu dieselbe Elf auflaufen wie beim letzten Aufeinandertreffen bei der EM. Die Verteidiger Pepe und Bruno Alves gelten als beinhart. João Moutinho und Raul Meireles sind die Antreiber im Mittelfeld. Ronaldo und Nani bilden eine der gefährlichsten Flügelzangen der Welt. Im Angriffszentrum hat der Ex-Bremer Hugo Almeida inzwischen Helder Postiga verdrängt. Vor allem lebt Portugal von den Stärken von Cristiano Ronaldo. Die Taktik ist komplett auf den Star ausgerichtet. An guten Tagen von Ronaldo ist Portugal kaum zu stoppen. Schafft es ein Team, CR7 auszuschalten, ist der Grundstein zum Sieg gelegt. Diese Sonderaufgabe wird Jerome Boateng übernehmen. Die Portugiesen sind eine sehr starke Kontermannschaft und vor allem auch bei Standards gefährlich.

Das Klima ist seit Tagen kein Thema mehr
„Wenn wir in der Lage sind, unser Potenzial im gesamten Turnierverlauf abzurufen, sind wir eine Mannschaft, die schwer zu schlagen ist“, sagte Bundestrainer Löw. Die schwierigen klimatischen Bedingungen seien seit Tagen kein Thema mehr: „Ich denke, dass wir auf die Witterungsbedingungen gut vorbereitet sind.“ Torhüter Neuer warnte davor, sich nur auf Ronaldo zu fokussieren: „Es spielt nicht Deutschland gegen Ronaldo, sondern Deutschland gegen Portugal.“

Deutschland ist laut Bento der Favorit
„Wir sind gegen Deutschland nicht der Favorit. Wir haben großen Respekt vor unserem Gegner. Das heißt aber nicht, dass wir ihn nicht schlagen können“, sagte Ronaldo. Seine Teamkollegen strotzen ebenfalls vor Selbstbewusstsein. „Unser Ziel ist es nicht nur, einen Punkt zu holen. Ich erwarte, dass wir gewinnen“, erklärte der Wolfsburger Bundesliga-Profi Vieirinha. Für den Fall, dass das schiefgeht, beruhigte Bento seine Landsleute: „Eine Niederlage wirft uns nicht aus dem Turnier. Wir haben 2012 gegen Deutschland verloren und danach trotzdem das Halbfinale erreicht.“

Die Aufstellung Deutschland – Portugal

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Voraussichtliche Aufstellungen beider Teams:
Deutschland:
Manuel Neuer (FC Bayern München/28 Jahre/45 Länderspiele) – Jerome Boateng (FC Bayern München/25/39), Per Mertesacker (FC Arsenal/29/98), Mats Hummels (Borussia Dortmund/25/30), Benedikt Höwedes (FC Schalke 04/26/21) – Sami Khedira (Real Madrid/27/46), Phillip Lahm (FC Bayern München/30/106), Toni Kroos (FC Bayern München/24/44) – Thomas Müller (FC Bayern München/24/49), Mesut Özil (FC Arsenal/25/55), Andre Schürrle (FC Chelsea/23/33) oder Lukas Podolski (FC Arsenal/29/114)
Portugal:
Rui Patricio (Sporting Lissabon/26/30) – Joao Pereira (FC Valencia/30/36), Pepe (Real Madrid/31/58), Bruno Alves (Fenerbahce Istanbul/32/72), Fabio Coentrao (Real Madrid/26/45) – Raul Meireles (Fenerbahce Istanbul/31/74), Miguel Veloso (Dynamo Kiew/28/49), Joao Moutinho (AS Monaco/27/68) – Nani (Manchester United/27/75), Hugo Almeida (Besiktas Istanbul/30/55), Cristiano Ronaldo (Real Madrid/29/111)
Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien)

Wer schreibt hier?

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  • Nils Römeling

    Nils Römeling, seit 2006 aktiv, hat sich als Autor und Betreiber mehrerer angesehener Fußballwebseiten etabliert. Diese Plattformen bieten umfassende Berichterstattung über diverse Aspekte des Fußballs – von der deutschen Nationalmannschaft über die Bundesliga bis hin zu internationalen Begegnungen und dem Frauenfußball. Er hatte das Privileg, bedeutende Fußballereignisse wie die Weltmeisterschaften 2010, 2014 und 2022 sowie die Europameisterschaften 2016 und 2021 live zu erleben und darüber zu berichten. In seiner Freizeit unterstützt er leidenschaftlich den FC Augsburg und besucht regelmäßig Spiele im Stadion.

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