Nach einem Fussballjahr 2018 zum vergessen konnte der DFB gestern abend, im ersten wichtigen Spiel des Jahres 2019 drei Punkte einfahren. Doch das Spiel gegen den Rivalen aus den Niederlanen hat mehr bedeutung als nur drei Punkte in der EM 2020 Qualifikation. Wir werfen einen Blick auf das Spiel des gestrigen Abends und welche Schlüsse sich für die Mannschaft daraus ziehen lassen.
Wie haben sie gespielt?
Der DFB trat, wie schon gegen Serbien mit einer etwas unkonventionellen und recht jungen Mannschaft auf. Insgesamt 6 gelernte Verteidiger standen bei Spielbeginn auf dem Platz. Jogi Löw spielte mit einer Dreierkette bestehend aus Niklas Süle, Mathias Ginter und Antonio Rüdiger in der Abwehr, einem Mittelfeld mit Toni Kroos und Joshua Kimmich als zentrale Spieler und den beiden Außenverteidigern Nico Schulz und Thilo Kehrer auf den Flügeln. Im Angriff standen Serge Gnabry und Leroy Sané im Sturmzentrum und hinter ihnen Leon Goretzka.
So haben sie gespielt: Neuer – Ginter, Süle, Rüdiger – Schulz, Kroos, Kimmich, Kehrer – Gnabry (89. Reus), Goretzka (70. Gündogan), Sané
Nach ihrem erfolgreichen Auftakt in die EM Quali gegen Weißrussland (4:0) stellte Bondscoach Koemann nur auf einer Position um. Er brachte Promes für Bergwijn auf der rechten Seite. Ansonsten behielt Koeman sein 4-3-3 System bei und ging mit der auch auf dem Papier besten Mannschaft ins Duell gegen die ungeliebten Nachbarn aus Deutschland.
So haben sie gespielt: Cillessen – Dumfries, de Ligt, Van Dijk, Blind – de Roon (90. L. de Jong), F. de Jong, Winaldum – Promes, Depay, Babel (45. Bergwijn)
Wie verlief die erste Halbzeit?
Der DFB begann forsch und mit guten angriffen. Löw hatte mit seinem erfrischend schnellen Umschaltspiel und seinem agressiven Anlaufen der holländischen Verteidiger bei gegnerischem Ballbesitz anscheinend ein gutes Konzept gegen Koemans Elf gefunden. Gnabry und Sané konnten, im vergleich zu den letzten Spielen besser ins Spiel und konnten ihre Schnelligkeit und Technik endlich einmal gut ausspielen. In der 15. Spielminute kamen die deutschen dann über den starken Nico Schulz zu einer guten Gelegenheit im Strafraum. Schulz legte quer auf Leroy Sané der wuchtig zum 1:0 in die lange Ecke abschloss. Danach leisteten sich die Deutschen eine kleine Schwächephase, und wäre da nicht Manuel Neuer im Tor gewesen hätte man die Führung vielleicht schnell wieder abgegeben. Ryan Babels zwei Großchancen in Minute 25 und 27 scheiterten jedoch am Kapitän. Dann zeigte Serge Gnabry seine Klasse. Nach einem guten pass von Toni Rüdiger sprintete Gnabry auf der linken Seite entlang, zog in bester Arjen Robben Manier nach innen, verlud Virgil van Dijk und zimmerte das Leder in den rechten Winkel von Jasper Cillesens Tor – Unhaltbar! Leroy Sané kam danach in der 40. Minute nochmals zu einer guten Chance und hätte sogar noch vor der Halbzeit auf 3:0 stellen können. So blieb es jedoch bei einem alles in allem verdienten 2:0 Halbzeitstand für Jogis junge Truppe.
Wie verlief die zweite Halbzeit?
Ronald Koeman muss in der Kabine der Niederlande deutliche Worte für seine Mannschaft gefunden haben. Nachdem sie sich in der ersten Halbzeit von den Deutschen teilweise hatten vorführen lassen kamen sie mit neuem Elan aus der Halbzeitpause. Von Minute 45 an spielte fast nur noch eine Mannschaft, das Team in Oranje. Bereits in der 48. Minute kam man nach einer starken Flanke von Memphis Depay durch einen Kopfball von Innenverteidiger de Ligt zum 1:2 Anschlusstreffer. Der DFB hatte den Auftakt zur zweiten Hälfte gehörig verpennt. Oranje drückte nun immer mehr und kam dem deutschen Tor wieder und wieder gefährlich nahe – es war nur eine Frage der Zeit bis es wieder klingeln würde. In der 63. Minute war es dann soweit: Wijnaldum behielt im Strafraum die Übersicht und legte auf den gut postierten Depay zurück, der den Ball locker zum 2:2 Ausgleich ins Netz schob. Nach diesem 20 Minuten Kraftakt der Holländer fuhren diese das Tempo wieder etwas zurück und das Spiel wurde ausgeglichener. Löw wechselte in Minute 70. Ilkay Gündogan für den glücklosen Leon Goretzka ein, ein Wechsel der sich bezahlt machen sollte. In der 89. Minute wechselte Löw Gnabry für Marco Reus ein und dieser sollte in Verbindung mit Gündogan den 3:2 Treffer von Nico Schulz vorbereiten. Ein toller Pass in die Tiefe von Gündogan und eine klevere Hereingabe von Marco Reus ins Zentrum sorgten für meterweise Platz für Nico Schulz der den Ball ins rechte Eck von Cillessen einschieben konnte. Der Abend war gerettet!
Fazit
Der DFB hat in den letzten beiden Spielen gegen die Serben und Holländer viel probiert, seine neue Mannschaft anch dem Rauswurf von Müller, Boateng und Hummels jedoch noch nicht gefunden. Serge Gnabry und Leroy Sané scheinen langsam ins Team zu finden und können endlich ihre Stärken auch im Dress der Nationalmannschaft ausspielen. Joshua Kimmich als Sechser ist bei weitem nicht so effektiv wie sich das Kimmich vielleicht selbst erhofft hat. Nico Schulz könnte eine gute Lösung für die linke Außenverteidigerposition gefunden zu haben. Die Innenverteidigung hat zwar großes Potential, vor allem Süle und Rüdiger, muss jedoch noch viel an ihrer Abstimmung arbeiten wenn man auf das Level von Boateng und Hummels 2014 gelangen will. Niklas Süle überraschte einmal mehr mit einer sehr unaufgeregten und starken Vorstellung. Der Abwehrhüne vom FC Bayern ist erstaunlich schnell für seine Größe und konnte mit guten Tackles und Zweikämpfen zeigen warum auch Nico Kovac ihn mittlerweile fast immer spielen lässt. Marco Reus ist weiterhin ein genialer Fussballer – auch wenn er nicht viel Spielzeit bekommt. Ist Reus fit muss er ein Teil der Mannschaft sein! Der DFB scheint auf einem guten Weg zu sein, doch darf man sich von dem guten Ergebnis gegen die Niederlande nicht täuschen lassen. Von der Weltspitze ist man weiterhin ein Stück entfernt.
EM Quali 2020 Tabelle Grp. C
Deutschland spielt in der EM Quali Gruppe C gegen die Niederlande, Nordirland, Estland und Weißrussland.Stand: 11.Juni 2019
Nr. | Land | Sp. | G | U | V | Tore | TD | Pkt. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 🇩🇪 Deutschland (qualifiziert) | 8 | 7 | 0 | 1 | 30:7 | +23 | 21 |
2 | 🇳🇱 Niederlande (qualifiziert) | 8 | 6 | 0 | 1 | 24:7 | +17 | 19 |
3 | 🍀 Nordirland | 8 | 4 | 1 | 3 | 9:13 | -4 | 13 |
4 | 🇧🇾 Weißrussland | 8 | 1 | 1 | 6 | 4:16 | -12 | 4 |
5 | 🇪🇪 Estland | 8 | 0 | 1 | 7 | 2:26 | -24 | 1 |
Wie geht es für den DFB weiter?
Die EM Quali geht für den DFB mit Spielen gegen Weißrussland und Estland im Juni weiter. In beiden Spielen ist man klarer Favorit und kann mit zwei Siegen an die Spitze der Tabelle der Quali Gruppe C gelangen.
Nr. | Termin | Uhrzeit | Team I | - | Team II | Ort | Ergebnis | Art |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | 24.03.2019 | 20:45 Uhr | 🇳🇱 Niederlande | - | 🇩🇪 Deutschland | Amsterdam | 2:3 | EM Qualifikation Grp. C |
2 | 08.06.2019 | 20:45 Uhr | 🇧🇾 Weissrussland | - | 🇩🇪 Deutschland | Minsk | 0:2 | EM Qualifikation Grp. C |
3 | 11.06.2019 | 20:45 Uhr | 🇩🇪 Deutschland | - | 🇪🇪 Estland | Mainz | 8:0 | EM Qualifikation Grp. C |
4 | 06.09.2019 | 20:45 Uhr | 🇩🇪 Deutschland | - | 🇳🇱 Niederlande | Hamburg | 2:4 | EM Qualifikation Grp. C |
5 | 09.09.2019 | 20:45 Uhr | 🏴 Nordirland | - | 🇩🇪 Deutschland | Belfast | 0:2 (0:0) | EM Qualifikation Grp. C |
6 | 13.10.2019 | 20:45 Uhr | 🇪🇪 Estland | - | 🇩🇪 Deutschland | Tallinn | 0:3 (0:0) | EM Qualifikation Grp. C |
7 | 16.11.2019 | 20:45 Uhr | 🇩🇪 Deutschland | - | 🇧🇾 Weissrussland | Mönchen- gladbach | 4:0 (1:0) | EM Qualifikation Grp. C |
8 | 19.11.2019 | 20:45 Uhr | 🇩🇪 Deutschland | - | 🏴 Nordirland | Frankfurt | 6:1 (2:1) | EM Qualifikation Grp. C |