Russland hat, um in der Fußballsprache zu bleiben, die gelbe Karte bekommen. Nicht vom Schiedsrichter und nicht auf dem Platz, sondern von der Uefa und für die Ausschreitungen am vergangenen Samstag nach dem Spiel gegen England. Im Klartext heißt das, dass Russland nur noch auf Bewährung bei der EM 2016 in Frankreich dabei ist. Zudem wurde eine Geldstrafe für den russischen Fußballverband verhängt.
Es waren wahrhaft schlimme Bilder, die wir nach dem Spiel zwischen Russland und England sehen mussten. Kaum war das Spiel im Stade Vélodrome in Marseille abgepfiffen, sind einige russische Stadionbesucher in den Block der englischen Anhänger gestürmt. Dort sind sie auf englische Schlachtenbummler mit Faust- und Fußtritten losgegangen. Wer rechtzeitig fliehen konnte, der ist entweder über den Zaun in den Innenraum geflüchtet oder hat sich durch den Ausgang aus dem Block befreit. Ein Glück, dass bei dieser panikartigen Flucht nichts passiert ist. Dennoch gab es Verletzte.
Bereits vor dem Spiel kam es in der Innenstadt von Marseille zu teilweise schwere Ausschreitungen. Russische Hooligans sind wild krakeelend und schlägernd durch die Stadt gezogen. Mindestens 35 Menschen wurden dabei verletzt. Ein Opfer, ein Fußballfan aus England, schwebt auch heute noch, drei Tage nach dem Vorfall, in akuter Lebensgefahr.
Russland ist in dieser Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt. Bereits bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine haben gewaltbereite russische Schläger mehrfach randaliert. Auch damals schon gab es Verletzte. Der russische Fußballverband wurde schon damals von der Disziplinarkommission der Uefa aufgefordert, seine Anhänger unter Kontrolle zu bringen. Zudem wurden schon damals Geldstrafen verhängt. Weil Russland also ein Wiederholungstäter ist, kam es nun zu diesen heftigen Sanktionen. 150.000 Euro muss der Verband bezahlen. Viel schlimmer jedoch ist der Ausschluss aus dem Turnier, der bis zum 10. Juli zur Bewährung ausgesetzt wurde. Das bedeutet, wenn russische Hooligans im Verlauf der EM 2016 noch einmal in einem Stadion negativ in Erscheinung treten, muss die russische Mannschaft sofort die Koffer packen und fliegt raus. Das wäre natürlich bitter für die Mannschaft, die in der Gruppe B durchaus realistische Chancen hat, das Viertelfinale zu erreichen. Allerdings ist es den Fans der anderen Mannschaften natürlich auch nicht zuzumuten, dass russische Hooligans auf friedliche Zuschauer und sogar auf Familien mit Kindern eindreschen. Einfach aus purer Lust an Gewalt.
Morgen könnte für Russland schon Schluss sein
Am morgigen Mittwoch (15.00 Uhr) wird es den ersten Härtetest geben. Da wird Russland in Lille gegen die Slowakei spielen. Schon vor Turnierbeginn wurde diese Partie in die höchste Gefahrenstufe eingruppiert.