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Abschied mit Klartext: Watzke über Hoeneß, Tuchel und die schwerste BVB-Stunde
Hans-Joachim Watzke verlässt nach zwei Jahrzehnten die Führungsetage von Borussia Dortmund – nicht leise, sondern mit bemerkenswert offenen Worten. Im Rückblick spricht er über seine Rivalität mit Uli Hoeneß, den umstrittenen Abschied von Thomas Tuchel und das bittere Saisonfinale 2023. In der aktuellen Sportbild ist das Interview mit ihm zu lesen.

Warum Watzke Hoeneß zum Gegner machte
Kaum ein BVB-Funktionär hat das Duell mit Bayern München so offensiv gelebt wie Watzke. Seit 2012 gerieten er und Uli Hoeneß immer wieder aneinander – öffentlich und mit Nachdruck. Watzke erklärt heute, dass die Eskalationen kein Zufall waren: „Ich musste mich bekannt machen – und das geht am besten mit einem starken Gegner.“
Die Rivalität war für ihn strategisch: Sobald Dortmund den Bayern zu nahe kam, kühlte das Verhältnis spürbar ab. „Wenn wir Abstand in der Tabelle hatten, war die Beziehung besser“, sagt Watzke. Heute pflegen er und Hoeneß ein kollegiales Verhältnis, inklusive launiger Abende mit einem Glas in der Hand.

Der Rückblick auf die Tuchel-Trennung
Die Trennung von Thomas Tuchel 2017 – trotz Pokalsieg – bleibt ein brisantes Kapitel. Im Rückblick zeigt sich Watzke selbstkritisch: „Heute würde ich Thomas Tuchel wahrscheinlich nicht mehr entlassen.“ Der Bruch sei durch die angespannte Situation nach dem Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus mit ausgelöst worden. Ohne dieses traumatische Ereignis, so glaubt er, wäre es nicht so weit gekommen.
Die Einsicht kommt spät, aber deutlich: Tuchel sei sportlich erfolgreich gewesen, das Verhältnis jedoch gestört. Dass der heutige Bayern-Coach in Dortmund keine Zukunft hatte, sieht Watzke inzwischen differenzierter.

Mainz 2023 – der Tiefpunkt einer Ära
Den wohl schmerzhaftesten Moment seiner Karriere erlebte Watzke am 34. Spieltag der Saison 2022/23. Ein 2:2 gegen Mainz kostete Dortmund die Meisterschaft – trotz Patzer der Bayern. „Ich konnte es nicht fassen“, erinnert er sich. Der Schock saß tief, selbst der erfahrene Geschäftsführer war „bis ins Mark erschüttert“.
Doch die Verantwortung ließ ihn nicht lange ruhen. „Du musst dann derjenige sein, der das Ganze wieder aufrichtet“, sagt er. Die Wiederaufrichtung des Klubs beschreibt er als kollektive Leistung – und als seinen letzten Kraftakt an der Spitze.
Ein Ende mit Haltung
Mit 66 Jahren verabschiedet sich Hans-Joachim Watzke aus der operativen Führung des BVB. Er will Präsident werden – doch das Kapitel als „Gesicht des Vereins“ schließt sich. Er hinterlässt einen Klub, der wirtschaftlich gesund, sportlich ambitioniert und kommunikativ geprägt ist von seiner direkten Art.