Inhaltsverzeichnis - das findest du hier
- 1 Sechster WM-Titel als Bestseller-Stoff
- 2 Erst Ecuador, dann der Traum vom Maracanã
- 3 Eine brasilianische Geschichte mit vielen Kapiteln
- 4 Von Ronaldo bis Vinicius – die brasilianische Schule
- 5 Neustart unter Ancelotti – mit alten und neuen Gesichtern
- 6 Ein Team im Wandel: Zwischen Krise und Comeback
- 7 WM-Qualifikation im Fokus: Pflichtsiege mit Signalwirkung?
Carlo Ancelotti übernimmt das Ruder bei der brasilianischen Nationalmannschaft – und bringt große Ziele mit. Im ersten Interview nach seiner offiziellen Vorstellung als Selecao-Coach spricht der 65-jährige Italiener offen über seine Ambitionen, seine besondere Verbindung zu Brasilien und einen ganz persönlichen Traum.

Sechster WM-Titel als Bestseller-Stoff
Ancelotti denkt bereits an ein neues Buch – aber nicht irgendeines. Thema seines nächsten Werks soll Brasiliens sechster WM-Titel werden. Der erfahrene Trainer zeigt sich zuversichtlich, dass der große Triumph bei der WM-Endrunde im Sommer 2026 in den USA, Mexiko und Kanada gelingen kann. Sein viertes Buch über die fünf Champions-League-Siege mit Milan und Real Madrid steht noch vor der Veröffentlichung, doch der Blick geht bereits weiter. „Das wird ein Bestseller“, sagt er über das nächste Projekt – so, als sei der Titel schon fast sicher.
Erst Ecuador, dann der Traum vom Maracanã
Bevor er sich dem historischen Fußballtempel in Rio de Janeiro nähern kann, stehen sportlich klare Aufgaben an. Am 5. Juni geht es in der WM-Qualifikation gegen Ecuador, fünf Tage später folgt Paraguay in São Paulo. Wenn alles nach Plan läuft, könnte sich Ancelotti seinen Wunsch vom ersten Spiel im Maracanã Anfang September gegen Chile erfüllen. „Ich war noch nie dort. Ich würde gerne einmal im Maracanã spielen“, sagt der Trainer – und meint das ganz wörtlich.
Eine brasilianische Geschichte mit vielen Kapiteln
Ancelottis Verbindung zum brasilianischen Fußball ist älter als man denkt. Sein letztes Spiel als Profi absolvierte er gegen Brasilien. Später, 1994, stand er als Assistenztrainer Italiens im WM-Finale – gegen Brasilien. „Das ist Schicksal“, meint er rückblickend. Nun möchte er sich vor Ort ein Bild machen, nicht nur sportlich, sondern auch kulturell. „Ich will hier arbeiten, die Struktur kennenlernen und das Land genießen“, sagt er.
Von Ronaldo bis Vinicius – die brasilianische Schule
In seiner langen Trainerkarriere hat Ancelotti bereits 34 Brasilianer betreut. Besonders ins Herz geschlossen hat er Ronaldo Nazário: „Technisch war er der Beste – und der lustigste Mensch der Welt.“ In Sachen Professionalität nennt er Cafu als Vorbild. Auch zu seinen aktuellen Schützlingen bei Real Madrid, darunter Vinicius Junior, Rodrygo und Éder Militão, pflegt er ein enges Verhältnis. Der Draht zur Selecao scheint also schon vorhanden – jetzt soll der sportliche Erfolg folgen.

Neustart unter Ancelotti – mit alten und neuen Gesichtern
In Rio de Janeiro stellte sich der 65-Jährige erstmals der brasilianischen Presse und verkündete seinen Kader für die bevorstehenden WM-Qualifikationsspiele gegen Ecuador und Paraguay. Dabei bleibt der Name Neymar weiterhin außen vor. Der verletzungsanfällige Superstar wurde nicht nominiert – zum wiederholten Mal. Dennoch betonte Ancelotti, dass Neymar in seiner Planung grundsätzlich eine Rolle spielt: „Natürlich zähle ich in Zukunft auf ihn.“
Während Neymar fehlt, kehrt ein anderer Rückkehrer ins Aufgebot zurück: Casemiro von Manchester United. Der erfahrene Mittelfeldspieler bringt Stabilität in ein Team, das zuletzt durch zahlreiche Trainerwechsel und eine sportliche Krise erschüttert wurde. Brasilien steht aktuell auf Rang vier der südamerikanischen WM-Qualifikation – eine Position, die noch Luft nach oben lässt, aber auch das Ticket zur Endrunde greifbar nahe erscheinen lässt.
Ein Team im Wandel: Zwischen Krise und Comeback
Die brasilianische Nationalmannschaft durchläuft eine ihrer unruhigeren Phasen. Ancelotti ist bereits der vierte Trainer der Seleção innerhalb von nur zwei Jahren – ein klares Zeichen für den Reformbedarf. Der Rekordweltmeister schwächelte zuletzt in der Qualifikation und enttäuschte in wichtigen Spielen. Ancelotti übernimmt also kein Selbstläufer-Team, sondern eine Mannschaft, die wieder aufgebaut werden muss.
Dennoch bringt der Italiener einen beeindruckenden Erfolgsnachweis mit: Drei Champions-League-Titel mit Real Madrid sprechen für sich. Erst am Samstag wurde er in Spanien emotional verabschiedet – jetzt richtet sich sein Blick gen Nordamerika. „Ich bin sehr stolz darauf, die beste Mannschaft der Welt zu führen“, sagte Ancelotti. Der Anspruch ist klar formuliert: Der nächste Weltmeistertitel soll 2026 nach Brasilien gehen.
WM-Qualifikation im Fokus: Pflichtsiege mit Signalwirkung?
Die kommenden Partien gegen Ecuador (5. Juni) und Paraguay (10. Juni) sind richtungsweisend. Mit zwei Siegen könnte Brasilien die WM-Teilnahme vorzeitig sichern – trotz holprigem Quali-Start. Ancelotti wird die Gelegenheit nutzen, erste taktische Akzente zu setzen und das Team auf Linie zu bringen. Dabei steht besonders die offensive Durchschlagskraft im Fokus, die zuletzt nur selten zur Geltung kam.
Auch ohne Neymar muss Brasilien in der Lage sein, beide Gegner zu schlagen. Die Erwartungshaltung ist hoch, der Druck ebenso. Ancelotti weiß: Der Start in Brasilien muss sitzen – sonst droht die nächste unruhige Phase.