Erstmals spielen bei einem EM-Endrundenturnier 24 Mannschaften statt 16. Immer wieder wird darüber diskutiert, ob die EM 2016 dadurch künstlich aufgebläht wurde oder ob eine Europameisterschaft gut und gerne 24 Mannschaften vertragen kann. Beide Lager haben durchaus nachvollziehbare Argumente. Fakt ist, die EM geht durch die Anhebung der Teilnehmerzahl eine Woche länger als bisher. Wir haben und Gedanken darüber gemacht, ob die Euro 2016 durch die acht zusätzlichen Mannschaften bislang gelitten oder profitiert hat. Oder ist es unterm Strich vielleicht sogar völlig egal?

Die Jungs, die in Frankreich zurzeit um den Einzug ins Achtelfinale kämpfen, haben teilweise schon eine anstrengende Zeit hinter sich. Neben Ligaspielen, Landespokal, Europa-League oder gar Champions League, folgten ein Trainingslager und jetzt die EM. Und Winterpause ist bei den großen Vereinen ja inzwischen auch nicht mehr reine Urlaubszeit. Viele Vereine unternehmen mit ihren Profis während der Winterpause Reisen in die Staaten oder nach Japan um sich dort vor neuem Publikum bei Spielen gegen örtliche Auswahlmannschaften zu präsentieren. Hinter diesen Reisen steckt natürlich der Gedanke, dass man einen noch relativ neuen Fanmarkt erschließen kann, um seien Marketingaktivitäten in diese Regionen ausdehnen zu können. Es ist ein lukratives Ausdehnen. Für die Spieler bedeutet es aber, dass sie noch weniger Regenerationszeit haben. Da passiert es dann schon einmal, dass ein Muskelbündel im Oberschenkel der hohen Dauerbelastung nicht mehr gewachsen ist und einfach reißt. Aber selbst das heißt im Profifußball heutzutage nicht mehr, dass der betreffende Spieler seinen geschundenen Körper ein wenig entspannen kann. Aquajogging, Stromtherapie und ähnliche Einheiten füllen den Tagesablauf der verletzten Spieler. Und am Ende dieser ganzen Tortur steht die EM. Quasi als ein weiterer Höhepunkt nach den Höhepunkten in der Liga und auf europäischer Ebene. Da kommt es dann eben mal zu der Situation, dass beispielsweise der deutsche Publikumsliebling Thomas Müller mit den Worten kritisiert wird, er sei überspielt und deshalb nur noch ein Schatten seiner selbst. Bis hierhin hat das jetzt aber noch nicht wirklich viel mit der aufgestockten Teilnehmerzahl bei der EM zu tun, aber das kommt noch.
Belastung bleibt auch nach der EM hoch
Die guten Mannschaften müssen bei der EM 2016 mehr Spiele absolvieren. Die Belastung für die eh schon immer stärker belasteten Spieler wird also noch höher. Hier sind wir dann beim Hauptargument der Gegner einer 24er Endrunde der EM angekommen. Sie sagen, der Sport würde dadurch leiden. Nicht nur bei der Europameisterschaft selbst, sondern auch in der kommenden Saison in den einzelnen Ligen. Die Topspieler haben mehr Spiele in den Knochen als früher, wenn sie zu ihren Vereinsmannschaften zurückkommen und so zieht sich die Spirale in die Länge wie die Feder eines Kugelschreibers.

Ja, es hat sich gelohnt!
Für uns als Zuschauer hat sich das Experiment „EM-24“ statt „EM-16“ bislang aber gelohnt. Die Kritiker der Aufstockung hatten vor der EM ja auch ins Feld geführt, dass zu viele Fußball-Nobodys nach Frankreich reisen dürften. Zu viele Mannschaften eben, die es bisher nicht zum EM-Endrundenturnier geschafft haben und es auch dieses Jahr nicht geschafft hätten, wenn die Teilnehmerzahl nicht aufgestockt worden wäre. Aber es waren eben nicht die Teams aus Wales, Albanien und der Slowakei, die bislang enttäuscht haben. Es waren eher Portugal, Schweden oder Russland, die nicht begeistern konnten. Und auch die Spanier haben das Turnier bisher nicht so positiv beeinflusst wie Island und auch Wales. Die Fußballexoten haben uns erfreut und die EM bereichert. Sie haben Lücken gefüllt, die viele der vermeintlich großen Fußballnationen gerissen haben. Schließlich hat sich auch Deutschland bisher nicht mit Ruhm bekleckert. Wir können also froh sein, die Spiele der EM-Neulinge gesehen zu haben. Sie haben das Turnier und haben uns bereichert. Wir freuen uns, dass die EM um genau diese Teams aufgestockt wurde.
Und was ist mit den überspielten Stars? Letztendlich müssen sie damit Leben, denn es ist ihr Job und die Anforderungen im Job, die sind nicht nur im Profifußball gestiegen.