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Zwischen Hörsaal und San Siro – ein steiler Aufstieg
Vor drei Jahren stand Yann Bisseck vor einer radikalen Entscheidung: Fußball ad acta legen, Medizin studieren, ein neues Leben in Berlin beginnen. Am kommenden Donnerstagabend könnte der Innenverteidiger von Inter Mailand sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft geben – und das ausgerechnet im legendären San Siro. Dazu wird er ein neues DFB Trikot tragen, welches zum 125 Jahre Jubiläum aufgelegt wurde. Ein Karriereweg, der fast nie stattgefunden hätte. Italien gegen Deutschland in der UEFA Nations League.

Ein Leben ohne Fußball? Fast Realität
Es gab einen Moment, da schien Bissecks Zukunft klar: Keine Stadien, kein Profifußball – stattdessen Vorlesungen, Anatomie-Prüfungen und WG-Leben in Berlin. Bei Vitória Guimarães in Portugal versauerte er in der zweiten Mannschaft, die Karriere drohte zu verpuffen. „Ich hatte echt überlegt aufzuhören“, erinnert sich der 24-Jährige.
Doch statt sich dem Schicksal zu fügen, wagte Bisseck einen letzten Versuch: Neustart in Dänemark, Aarhus GF. Dort blühte er auf, überzeugte als Abwehrchef – und wurde plötzlich für Europas Topklubs interessant. Der Lohn? Ein Wechsel zu Inter Mailand. Heute sagt er erleichtert: „Zum Glück habe ich es durchgezogen.“
Nagelsmanns Vertrauen – trotz Formdelle
Dass Bisseck nun im Kader der deutschen Nationalmannschaft steht, ist auch ein Zeichen des Vertrauens von Julian Nagelsmann. Der Bundestrainer hält große Stücke auf den 1,96-Meter-Mann, auch wenn er nach einer Verletzung noch nicht in Bestform ist. „Er hat einen besonderen Karriereverlauf, bringt viele gute Anlagen mit“, lobt Nagelsmann.
Dabei hätte auch Kamerun, das Heimatland seiner Eltern, ihn gerne im Nationaltrikot gesehen. Doch Bisseck entschied sich früh für Deutschland: „Ich habe immer mit Stolz den Adler auf der Brust getragen.“
Gänsehaut im San Siro?
Nun steht Bisseck vor einem Moment, den er sich vor drei Jahren kaum hätte ausmalen können: das erste Länderspiel – und das ausgerechnet in seiner Wahlheimat Mailand. „Das macht das Ganze noch spezieller“, gibt er zu.
Die Nominierung erfuhr er übrigens mit Verspätung – weil er gerade mit Inter trainierte. Auf der Mailbox wartete eine Nachricht von Nagelsmann. In Italien nennt man ihn mittlerweile „Dr. Bisseck“ – ein scherzhafter Verweis auf seine einstigen Medizinpläne. Doch die Bücher bleiben zu. Stattdessen wartet ein ausverkauftes Stadion, das Flutlicht von San Siro – und vielleicht der Beginn eines neuen Kapitels in seiner Karriere.
