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Das Länderspielfenster hätte dem DFB-Team Schwung bringen sollen – stattdessen offenbarte es schonungslos die Defizite der deutschen Nationalmannschaft. Erst eine halbe Stunde gegen Nordirland ließ erkennen, was möglich wäre. Aber: Diese 30 Minuten allein reichen nicht, um die großen Ziele glaubhaft zu untermauern.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander
Die deutsche Nationalmannschaft hat in den Spielen gegen die Slowakei und Nordirland zunächst enttäuscht. Drei Halbzeiten lang fehlte es an Überzeugung, Struktur und Biss – gerade gegen zwei Gegner, die auf dem Papier keine Hürde darstellen sollten. Die Pfiffe zur Halbzeit gegen Nordirland kamen nicht aus dem Nichts. Die Diskrepanz zwischen dem angestrebten WM-Titel und der tatsächlichen Leistung auf dem Platz war unübersehbar.
Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte sich sichtbare Fortschritte erhofft, wollte die Entwicklung vorantreiben. Doch statt Aufbruchstimmung dominierte Ernüchterung. Erst mit dem Rücken zur Wand zündete die Mannschaft gegen Nordirland den Schalter um – viel zu spät.
Mentalität statt Namen: Wer brennt, der spielt
Eine der klaren Erkenntnisse aus dieser Länderspielpause: Nicht unbedingt die größten Namen, sondern die richtige Einstellung macht den Unterschied. Nagelsmann muss künftig konsequenter auf Spieler setzen, die sich im Kluballtag durch Leistung aufdrängen und vor allem mit Mentalität überzeugen. Nur so lässt sich der Konkurrenzkampf schärfen und der Druck aufrechterhalten – eine Grundvoraussetzung, damit sich niemand ausruhen kann.
Die Rückkehr von Jamal Musiala oder ein fitter Marc-André ter Stegen mag einzelne Baustellen schließen, doch die grundsätzlichen Probleme bleiben. Es fehlt an Führungsfiguren. Joshua Kimmich allein reicht nicht, wenn erfahrene Spieler wie Antonio Rüdiger mit sich selbst kämpfen.
Die WM-Quali ist nicht in Gefahr – der WM-Traum aber schon
Die letzte halbe Stunde gegen Nordirland war zumindest ein Anfang. Mit dieser Leistung dürfte die Qualifikation für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko machbar sein. Doch das große Ziel – der WM-Titel – scheint in weite Ferne gerückt. Wer in 60 von 90 Minuten gegen Außenseiter schwimmt, hat auf der großen Bühne derzeit nichts verloren.
Die Mannschaft muss sich neu erfinden – über klare Hierarchien, über echte Leistungsträger, über den Hunger, sich zu beweisen. Nur dann kann das Team die Fans zurückgewinnen – und wieder ernsthaft von Titeln sprechen.