Deutschland hat das erste Gruppenspiel bei der Euro 2016 gewonnen. Gegen die Ukraine stand es nach 90 Minuten 2:0. Bis dato ist dies der höchste Sieg einer Mannschaft bei der EM 2016. Deutschland hat dadurch seine Ambitionen auf den Titel untermauert. Doch um tatsächlich ins Finale einzuziehen, muss sich im Spiel der deutschen Mannschaft noch einiges ändern. Mann des Tages ist auf jeden Fall Bastian Schweinsteiger. Ihm reichten zwei Minuten um Deutschland zu verzaubern.
Der gestrige Sonntag war der Tag des Bastian Schweinsteiger. Was wurde nicht alles über den Kapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft geschrieben und gesagt? Es sei zu alt, zu verletzungsanfällig, habe zu wenig Spielpraxis und vielleicht sei er sogar ein bisschen übergewichtig. All diesen Zweiflern hat es Bastian Schweinsteiger gestern so richtig gezeigt. Erst in der 89. Minute eingewechselt, hat er zwei Minuten später das wichtige Tor zum
2:0-Endstand gegen die Ukraine geschossen. Dabei hat ihn Joachim Löw ins Spiel gebracht, dass er die Defensive der deutschen Mannschaft wieder beruhigt, die sich kurz vor Spielende noch einmal ein paar ukrainischen Angriffen ausgesetzt sah. Jogi Löw wollte auf keinen Fall riskieren, dass der knappe 1:0-Vorsprung durch ein Gegentor in letzter Sekunde noch dahinschmilzt. Die Anweisung an Schweini war deshalb klar: „Sorg´ dafür, dass wir hinten sauber bleiben!“ Nach dem Spiel und Schweinis Offensivsturm war der Bundestrainer trotzdem froh, auch wenn sich Schweinsteiger nicht an seine taktische Marschroute gehalten hatte: „Ich bin froh, dass der Angriff bis zum Ende durchgezogen wurde“, kommentierte er die Situation mit einem verschmitzten Lächel in den Mundwinkeln.
Mustafi kam, sah und köpfte
Das erste Tor geht auf die Kappe von Mustafi. Der Neuling im deutschen Team hat für einen Freistoß seinen Platz in der Abwehr verlassen. Toni Kroos schlug den Freistoß ins Zentrum und dort stieg Mustafi am Höchsten und köpfte nach knapp 20 Minuten zum 1:0 ein. Danach sah man der deutschen Mannschaft an, dass sie unbedingt noch ein zweites Tor erzielen wollte, doch durch die massive Defensive der Ukrainer fand das Team von Jogi Löw einfach kein Durchkommen. Die letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit wandelte sich das Spiel dann. Von der deutschen Überlegenheit keine Spur mehr. Stattdessen feuerten die Ukrainer ein wahres Offensivfeuerwerk ab. Manuel Neuer und Jerome Boateng sei Dank, dass den Ukrainern der verdiente Ausgleich nicht vergönnt war.
In der Halbzeitpause hat der Bundestrainer Klartext geredet und die deutsche Mannschaft noch einmal eingenordet. Mit Erfolg, denn das Team hatte seine innere Ordnung wieder und die Ukraine fand offensiv so gut wie gar nicht mehr statt. Deutschland konnte aus dieser drückenden Überlegenheit aber keinen Profit schlagen. Wie im Handball umkreiste die Mannschaft im Passspiel den gegnerischen Strafraum. Hier noch ein Abspiel, dort noch ein Dribbling. Immer so lange, bis man in der dichten Abwehr der Ukrainer stecken blieb.
Bis zum Spiel gegen Polen muss noch gearbeitet werden
Das war dann auch das Augenfälligste im deutschen Spiel. Am Abschluss muss noch nachjustiert werden. Da muss eine Idee her, wie man gegen defensive Mannschaften ein Tor machen kann, schließlich werden gegen den amtierenden Weltmeister alle Gegner auf die Defensive setzen. Vor allem nach dem Spiel gegen die Ukraine. Wenn da keine Lösung kommt, dann besteht in jedem weiteren Spiel die Gefahr, sich Kontertore einzufangen. Denn die Defensive wirkte auch nicht gerade wie eine Mauer.
Trotzdem bleibt festzuhalten, es war ein ordentliches Spiel der deutschen Mannschaft und auf dem Weg zum Titelgewinn ist die erste Etappe gut gemeistert worden. Die nächste Etappe wartet jetzt am kommenden Donnerstag in Gestalt von Polen (21.00 Uhr, live im ZDF und bei uns im Liveticker).