DFB-Frauen Nationalmannschaft nach Elfer-Krimi im EM-Halbfinale – Die Einzelkritik

Das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich war nichts für schwache Nerven. In Unterzahl kämpfte sich das DFB-Team über 120 Minuten bis ins Elfmeterschießen – mit einer überragenden Ann-Katrin Berger im Tor. Ein Abend, an dem Einsatz und Leidenschaft alles überstrahlten.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft gegen Frankreich - Startaufstellung am 19.Juli 2025 bei der EM 2025(Photo by Jose Breton / NurPhoto via AFP)
Die deutsche Fußballnationalmannschaft gegen Frankreich – Startaufstellung am 19.Juli 2025 bei der EM 2025(Photo by Jose Breton / NurPhoto via AFP)

Berger wird zur Elfer-Heldin – und zum Symbol des Widerstands

Die Szene, die in Erinnerung bleiben wird: Ann-Katrin Berger pariert nicht nur Elfmeter, sie trifft selbst vom Punkt. Die deutsche Torhüterin war gegen Frankreich das Rückgrat einer Verteidigung, die nach dem frühen Platzverweis von Kathrin Hendrich fast 100 Minuten in Unterzahl spielen musste. Berger überzeugte mit starker Präsenz, souveränem Herauslaufen und einem Weltklasse-Reflex, mit dem sie ein Eigentor von Janina Minge in der Verlängerung verhinderte. Ihr Auftritt: absoluter Top-Niveau.

Fußball Frauen-EM heute - Aufstellungen Frankreich vs. Deutschland - Update 20 Uhr
Fußball Frauen-EM heute – Aufstellungen Frankreich vs. Deutschland – Update 20 Uhr

Aufstellung und Formation gegen Frankreich

16
Pauline Peyraud-Magnin
13
S. Bacha
2
M. Lakrar
19
G. Mbock Bathy
5
É. de Almeida
7
S. Karchaoui
18
O. Jean-François
8
G. Geyoro
11
K. Diani
12
M. Katoto
20
D. Cascarino
1
A. Berger
17
F. Kett
4
Rebecca Knaak
3
K. Hendrich
2
S. Linder
6
J. Minge
19
K. Bühl
9
S. Nüsken
20
E. Senß
22
J. Brandt
18
G. Hoffmann
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Aufstellungen
Frankreich Frauen
112'
7.2
85'
7.6
2
D
115'
6.9
13
D
7.9
8
M
15'112'
7.3
7.9
76'
7.2
12
O
76'
6.3
11
O
19'67'
7.2
Ersatzspieler
112'
6.9
10
M
112'
6.3
85'
6.3
14
O
76'
6.3
9
O
76'
6.9
67'
6.9
1
T
15
O
21
T
23
D
Coach
Deutschland Frauen
1
T
9.6
2
D
20'
6.3
13'
3
7.3
17
O
101'114'
7.3
6
M
7
22
M
52'120'
7.5
20
M
120'
6.9
25'75'
7.3
19
M
7
98'
6.7
Ersatzspieler
120'
120'
15
O
114'
6.3
98'
6.7
20'
7.2
14
O
7
D
Coach

Defensive im Ausnahmezustand – Kett und Minge zeigen Nervenstärke

Trotz des personellen Rückschlags hielt die deutsche Abwehr dem französischen Druck stand. Franziska Kett gab ein respektables EM-Debüt gegen starke Gegnerinnen wie Diani und Cascarino. Sarai Linder musste nach einem unglücklichen Zusammenprall früh vom Feld, wurde aber von Sophia Kleinherne stark ersetzt. Besonders hervorzuheben: Janina Minge. Die Kapitänin rückte in die Innenverteidigung und zeigte ein fast fehlerfreies Spiel – kompromisslos in den Zweikämpfen, mit starkem Stellungsspiel und wichtigen Balleroberungen.

Kampf im Mittelfeld – Nüsken trifft und setzt ein Zeichen

Im Zentrum lieferten die DFB-Frauen eine leidenschaftliche Partie ab. Elisa Senß fand die richtige Balance zwischen Härte und Timing im Zweikampf. Sjoeke Nüsken sorgte mit einem wuchtigen Kopfballtreffer für das zwischenzeitliche 1:1 – ein klares Signal: Deutschland gibt sich nicht auf. Klara Bühl und Jule Brand mussten defensiv mithelfen und taten das mit vollem Einsatz. Brand holte sogar noch einen Elfmeter heraus, den Nüsken jedoch nicht verwandeln konnte.

Offensive im Schatten – Hoffmann arbeitet, Schüller ohne Wirkung

Im Angriff war Giovanna Hoffmann weitgehend auf sich allein gestellt, kämpfte sich aber tapfer durch die französische Abwehr. Sie hielt viele Bälle fest, ging keinem Zweikampf aus dem Weg und setzte damit ein Zeichen für Teamgeist. Lea Schüller, spät eingewechselt, blieb unauffällig und musste angeschlagen wieder raus. Die Joker Cerci, Däbritz und Dallmann kamen zu spät, um noch entscheidend einzugreifen.

Die Einzelkritik

Tor

  • Ann‑Katrin Berger: Ein Fels in der Brandung – starkes Herauslaufen, entscheidende Weltklasse‑Parade gegen Minge‑Eigentor, hält Elfmeter und verwandelt selbst. Absolute Heldin des Abends.


Abwehr

  • Franziska Kett: Solides EM‑Debüt gegen Diani und Cascarino. Präsenz in Zweikämpfen und kaum gravierende Stellungsfehler – hohe Zähigkeit.

  • Sarai Linder: Musste nach schmerzhafter Kollision mit Brand bereits nach 20 Minuten vom Platz. Einsatzbereit, aber zu kurz verletzt.

  • Sophia Kleinherne (für Linder ab der 20. Minute): Sofort auf Betriebstemperatur. Eingriff in der Defensive direkt effektiv, agierte souverän gegen Diani und Baltimore.

  • Janina Minge: Kapitänin in der Kette – ballsicher, zweikampfstark, aufmerksam. Verhinderte Gegentore und leitete Balleroberungen ein.

  • Rebecca Knaak: Räumte im Zentrum vor allem gegen Katoto ab. Stark im Stellungsspiel, Geschwindigkeitsnachteile durch geschicktes Raumgefühl kaschiert.

  • Kathrin Hendrich: Unglücklicher Auftritt – nach extrem harter Aktion gegen Mbock Rot nach zwölf Minuten. Spielentscheidender Moment, danach war Deutschland gezwungen, in Unterzahl zu agieren.


⚙️ Mittelfeld

  • Elisa Senß: Giftig und engagiert in Duellen mit Karchaoui. Zeigt gute Balance zwischen Härte und Spielintelligenz.

  • Sjoeke Nüsken: Kopfballtor zum 1:1 war Weckruf. Danach unermüdlich in Zweikämpfen, signalisiert Mentalität und Präsenz.

  • Klara Bühl: Ursprünglich Offensivkraft, richtete sich defensiv vollkommen aus. Gehorsam und fleißig, stand wie eine Wand mit dem Rest.

  • Jule Brand: Ging kompromisslos in Defensivarbeit, holte mit Risko‑Drang den Elfmeter heraus. Offensivplateau wegen Unterzahl, aber entscheidender Impulsgeber.


Angriff

  • Giovanna Hoffmann: Variabel in Führungsposten. Kämpferin pur – hält Bälle, fordert Zweikämpfe, ertrug Reinfälle. Arbeitete für das Team, auch wenn kein Tor gelang.

  • Lea Schüller (ab 98. Minute für Hoffmann): Lief sich auf gewohnt hohem Niveau fest, wirkte jedoch angeschlagen. Einsatz da, Wirkung begrenzt – gesundheitlich angeschlagen.

  • Selina Cerci (ab 114. Minute für Kett): Zu kurz im Spiel, um nachhaltige Akzente zu setzen.

  • Sara Däbritz & Linda Dallmann (ab 120. Minute für Senß / Brand): Enge Einsatzzeit in der Verlängerung, halfen defensiv – zu knapp, um im Spiel entscheidend zu wirken.