Julians Jugendstil: Frischer Wind für die WM

Julian Nagelsmann hat seinen Kader für die kommenden Aufgaben deutlich verjüngt. Nach der Heim-EM 2024, bei der Deutschland mit einem der ältesten Aufgebote antrat, zeichnet sich nun ein klarer Kurswechsel ab. Für die WM 2026 rücken junge Talente in den Fokus – darunter auch einige Teenager, die bislang kaum Erstligaerfahrung gesammelt haben. Der Bundestrainer betont dabei: Es geht nicht ums schnelle Hypen, sondern um die Suche nach passenden Spielertypen für die Zukunft.

Bundestrainer Nagelsmann in der DFB-Pressekonferenz
Bundestrainer Nagelsmann in der DFB-Pressekonferenz

Spürbarer Umbruch nach der Heim-EM

Von den 26 Spielern, die im Sommer noch das EM-Trikot trugen, sind aktuell nur noch acht im Aufgebot. Die Ursachen dafür sind vielfältig – Rücktritte, Verletzungen, aber auch eine strategische Neuausrichtung. Während bei der EURO lediglich vier Spieler unter 24 Jahre alt waren, trifft das jetzt auf elf der 25 Nominierten zu. Die Namen der Neuen deuten auf ein radikales Umdenken: Said El Mala, Assan Ouédraogo, Lennart Karl oder Nicolò Tresoldi – sie alle sind 21 oder jünger, teilweise noch Teenager mit sehr überschaubarer Einsatzzeit im Profibereich.

Talente mit Potenzial – aber ohne Vorschusslorbeeren

Nagelsmann stellt klar, dass es ihm nicht um Symbolpolitik geht. Vielmehr möchte er die jungen Spieler im direkten Trainingsumfeld beobachten, um ein Gespür für ihre Integration und Leistungsfähigkeit zu entwickeln. Gerade bei El Mala (19, Köln) und Ouédraogo (19, Leipzig), die bisher zusammen kaum 900 Bundesliga-Minuten gesammelt haben, ist der Weg in den endgültigen WM-Kader noch lang. Ähnliches gilt für Karl (17, Bayern) und Tresoldi (21, Brügge), deren internationale Einsätze zwar Hoffnung machen, aber keine Startplatzgarantie darstellen.

Kaderplanung nach Profil, nicht nur nach Alter

Auffällig ist, dass Nagelsmann seine Kaderauswahl nicht allein am Alter festmacht. Vielmehr sucht er gezielt nach Spielern mit bestimmten Qualitäten, insbesondere auf Positionen, die bislang dünn besetzt sind. Im zentralen Mittelfeld sieht er ausreichend Optionen, doch auf der Acht, Zehn und den offensiven Außenbahnen fehlt es laut Bundestrainer an Kreativität und Technik. Spieler, die „mit dem Ball am Fuß“ Lösungen finden und das Spiel mit Tempo gestalten können, haben gute Karten – genau hier sehen sich El Mala oder Karl im Vorteil.

Generation Frühstart – mit Risiken und Ansage

Die Entwicklung im Nachwuchsbereich ist unübersehbar: Profikarrieren starten heute früher als je zuvor. Von den 25 jüngsten Bundesliga-Debütanten aller Zeiten feierten 21 ihren Einstand seit 2015. Auch die DFB-Auswahl folgt nun dieser Tendenz – aber nicht blind. Nagelsmann warnt vor den Risiken des schnellen Ruhms. Die jungen Spieler sollen ihre Rolle im Team realistisch einschätzen. Niemand wird als „fertiger Nationalspieler“ einberufen, sondern als Perspektivspieler mit Entwicklungspotenzial. Der Trainer weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell überzogene Erwartungen zu Stolpersteinen werden können.