WM 2026 Quali
Was passiert, wenn Deutschland gegen Luxemburg und Nordirland stolpert?

Die deutsche Nationalmannschaft steht in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 Gruppe A nach einem peinlichen Start wieder solide da. Doch ein paar unerwartete Stolpersteine könnten den Weg zur direkten Teilnahme auf einmal ziemlich rutschig machen. 

Luxemburg und Nordirland sind die nächsten Gegner. Zwei Namen, die auf dem Papier mehr als nur lösbar wirken. Ein Patzer in den nächsten Spielen könnte jedoch die WM-Quali in Gefahr bringen. Auch wenn Deutschland noch durch das Sicherheitsnetz der Nations League geschützt ist.

Deutschlands Mittelfeldspieler #17 Florian Wirtz (R) feiert den Führungstreffer während des Halbfinalspiels der UEFA Nations League zwischen Deutschland und Portugal in München, Süddeutschland, am 4. Juni 2025. (Foto: Alexandra BEIER / AFP)
Deutschlands Mittelfeldspieler #17 Florian Wirtz (R) feiert den Führungstreffer während des Halbfinalspiels der UEFA Nations League zwischen Deutschland und Portugal in München, Süddeutschland, am 4. Juni 2025. (Foto: Alexandra BEIER / AFP)

Wie viele Patzer darf sich das DFB-Team noch leisten?

In der aktuellen Quali-Gruppe sind die Rollen klar verteilt: Deutschland befindet sich im Rennen um Platz eins, doch die Ausgangslage ist knapper als es manchem lieb ist. Die Slowakei führt die Tabelle mit 6 Punkten an. 

Tabelle der WM 2026 Quali Gruppe A

All
Home
Away
#
Team
B
S
U
N
Tore
GT
TD
Pkt.
1
Deutschland
N S S S
>
4
3
0
1
8
3
5
9
2
Slowakei
S S N S
>
4
3
0
1
5
2
3
9
3
Nordirland
S N S N
>
4
2
0
2
6
5
1
6
4
Luxemburg
N N N N
>
4
0
0
4
1
10
-9
0

Gerade deshalb, weil die Ausgangslage alles andere als optimal ist, kann schon ein einziger Ausrutscher für eine unangenehme Wendung sorgen. Unentschieden oder gar Niederlagen gegen Luxemburg oder Nordirland hätten das Potenzial, ein Kopf-an-Kopf-Rennen auszulösen, das schließlich über Tordifferenzen oder den direkten Vergleich entschieden wird. 

Das Szenario, dass man sich gegen beide Nationen blamiert, ist ziemlich unwahrscheinlich. Schaut man auf die Quoten der Sportwetten, kann eigentlich doch gar nichts schief gehen. Vor allem die Vergangenheit hat gezeigt, dass die deutsche Elf in Qualifikationen zu großen Turnieren nicht unbedingt ein Team ist, dem die Nerven versagen. Aber die Buchmacher wurden schon beim Auftaktmatch gegen die Slowakei von Deutschland überrascht.

Klar ist aber auch: Rein rechnerisch könnte selbst eine Niederlage nicht das sofortige Aus bedeuten, da noch genügend Punkte gesammelt wurden, um mindestens Zweiter zu werden. Aber die Tabellenkonstellation zeigt deutlich, dass es sich dabei um ein Spiel mit dem Feuer handelt. 

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Während ein souveräner Gruppensieg Planungssicherheit und gute Stimmung bringt, würde Platz zwei (oder gar drei oder vier) den DFB auf eine gefährliche Abzweigung führen, bei der die Nerven stärker strapaziert werden als einem lieb sein kann.

Der Nations-League-Fallschirm sichert Deutschland ab

Eine gewisse Beruhigung liefert der Modus der UEFA. Als Gruppensieger der Nations League hat Deutschland das Ticket für die Playoffs längst sicher. Egal, was in der Qualigruppe passiert – der Platz im Entscheidungsturnier im März ist garantiert.

Die Playoffs bestehen aus zwölf Gruppenzweiten und vier zusätzlichen Mannschaften, die wie Deutschland über die Nations League nachrücken. Gespielt wird in zwei K.o.-Runden und am Ende bleiben vier glückliche Sieger übrig, die ihre Teilnahme an der WM buchen. 

Das bedeutet, Deutschland wäre selbst im Katastrophenszenario nicht raus, allerdings plötzlich Teil einer Zitterpartie, in der sich alles in zwei Spielen entscheidet. Für eine Mannschaft mit eigentlich klarer Favoritenrolle wäre dieser Umweg nicht nur sportlich riskant, sondern auch psychologisch belastend.

Der Preis des Stolperns – von Topf 1 in Topf 4?

Nicht zu unterschätzen sind die Konsequenzen für die WM-Auslosung. Wer Gruppensieger wird, darf auf einen Platz in den oberen Lostöpfen hoffen, im besten Fall sogar in Topf 1. Dort warten machbare Gruppen, die den Weg ins Turnier erleichtern. Kommt Deutschland dagegen über die Playoffs, wird das Team vermutlich in Topf 4 landen und dort beginnt das Losglück eher in der Kategorie „Albtraumgruppe“.

Die FIFA-Weltrangliste spielt dabei eine zentrale Rolle. Nur die besten Nationen schaffen es in Lostopf 1, aktuell bräuchte es mindestens Rang neun. Deutschland rangiert derzeit knapp dahinter, auf Platz elf. Damit ist der Spielraum eng, jeder Punkt und jedes Tor in den Qualifikationsspielen hat Einfluss auf die Platzierung. Ein Stolpern gegen Luxemburg oder Nordirland wäre doppelt bitter, da es nicht nur die Qualifikation komplizierter macht, sondern auch die Chance auf einen besseren Topf zunichtemachen würde.

Deutschlands Cheftrainer Julian Nagelsmann (L) steht neben der deutschen Fußballlegende Lothar Matthäus (2.v.l.) bei einem Interview vor dem Spiel um Platz 3 der UEFA Nations League zwischen Deutschland und Frankreich in Stuttgart, Südwestdeutschland, am 8. Juni 2025. (Foto: THOMAS KIENZLE / AFP)
Deutschlands Cheftrainer Julian Nagelsmann (L) steht neben der deutschen Fußballlegende Lothar Matthäus (2.v.l.) bei einem Interview vor dem Spiel um Platz 3 der UEFA Nations League zwischen Deutschland und Frankreich in Stuttgart, Südwestdeutschland, am 8. Juni 2025. (Foto: THOMAS KIENZLE / AFP)

Wenn Tore plötzlich über Schicksale entscheiden

In der Qualifikation zählen Tordifferenz und erzielte Treffer als Tiebreaker, was bedeutet, dass hohe Siege gegen die kleineren Gegner nicht bloß Kür, sondern Pflicht sind. Ein 2:0 gegen Luxemburg klingt nach einem souveränen Arbeitssieg, ist aber im Zweifel zu wenig, wenn es am Ende punktgleich mit der Slowakei eng wird.

Darüber hinaus haben Tore auch eine psychologische Wirkung. Eine Mannschaft, die deutlich mit 4:0 oder 5:0 gewinnt, sammelt Selbstvertrauen und signalisiert der Konkurrenz Stärke. Eine knappe Partie dagegen öffnet Türen für Kritik und Verunsicherung. So wird ein Spiel gegen einen Außenseiter plötzlich zur Stellprobe für den Anspruch, als Fußballgroßmacht aufzutreten.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Favoritenstatus kein Garant für eine glatte Qualifikation ist. Italien verpasste 2018 die WM in Russland, weil es in den Playoffs gegen Schweden haperte. Auch die Niederlande mussten in den letzten zwei Jahrzehnten mehrfach zittern und selbst Weltmeister wie Frankreich und Argentinien sind schon durch Qualifikationskrisen geschlittert. Solche Beispiele verdeutlichen, wie schnell sich die Stimmung drehen kann. 

Kritik, offene Fragen und die Suche nach Stabilität

Julian Nagelsmann hat das DFB-Team übernommen, um frischen Wind zu bringen, doch noch immer kämpft die Mannschaft mit Konstanzproblemen. Mal blitzen brillante Spielzüge auf, mal wirkt die Abwehr wackelig und auch in der Offensive fehlt es bisweilen an Konsequenz. Genau das macht die Spiele gegen kleinere Gegner so gefährlich, weil sie gnadenlos die Schwachstellen offenlegen.

Die Kritik an Nagelsmann wächst immer dann, wenn das Team nicht souverän wirkt. Zu starre Formationen, fragwürdige Wechselentscheidungen und fehlende Hierarchien innerhalb des Kaders werden ihm angelastet. Dabei ist der Kader nominell stark besetzt, die Mischung aus erfahrenen Kräften und jungen Talenten sollte eigentlich reichen, um Gegner wie Luxemburg oder Nordirland mühelos in Schach zu halten. Doch wenn diese Selbstverständlichkeit fehlt, kommt die Diskussion über den Trainerposten zwangsläufig auf den Tisch.

Die nüchterne Analyse zeigt, dass Luxemburg und Nordirland (und auch die Slowakei) qualitativ weit hinter Deutschland stehen. Selbst in schwächeren Phasen hat die DFB-Elf genügend individuelle Klasse, um solche Spiele zu gewinnen. Ein echter Worst Case bleibt daher eher theoretisch, wenngleich nicht ausgeschlossen. Fußball lebt schließlich von Überraschungen und gerade Außenseiter haben in der Vergangenheit schon für Paukenschläge gesorgt.

Dennoch wäre es fahrlässig, das Risiko kleinzureden. Die aktuelle Formkurve zeigt Licht und Schatten und die Niederlage gegen die Slowakei hat deutlich gemacht, dass Deutschland verletzlich ist. Das Worst-Case-Szenario bleibt also unwahrscheinlich, aber es ist real genug, um ernst genommen zu werden.