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DFB-Frauen nach dem EM-Aus: Wücks Erkenntnisse und ein Blick in die Zukunft
Nach dem Halbfinal-Aus bei der Europameisterschaft steht für das DFB-Team fest: Der große Wurf ist erneut ausgeblieben. Doch statt Ratlosigkeit überwiegt der Blick nach vorn – mit einigen neuen Säulen, viel Potenzial und klaren Aufgaben bis zur WM 2027.

Spanien als Gradmesser – und deutsche Grenzen
Ein Blick auf die Auswechselbänke beim Schlusspfiff gegen Spanien sagte viel über die Kräfteverhältnisse: Während die Spanierinnen ihre U21-Europameisterin Vicky López 120 Minuten draußen lassen konnten, saßen bei Deutschland nur noch zwei Feldspielerinnen – ohne, dass alle Wechsel ausgeschöpft wurden. Die Ausfälle von Gwinn, Linder, Kleinherne und die Sperre von Hendrich schwächten das DFB-Team sichtbar.
Folglich wich Trainer Christian Wück von seinem offensiven Konzept ab. Statt dominantem Ballbesitz-Fußball setzte er gegen Frankreich (in Unterzahl) und Spanien auf defensive Stabilität – mit gerade einmal 26 bzw. 33 Prozent Ballbesitz. Ein erstes Eingeständnis, dass der eigene Idealstil noch nicht konstant umsetzbar ist.
Junge Flügelspielerinnen als Zukunftsgaranten
Trotz des Scheiterns im Halbfinale haben sich einige Spielerinnen in den Vordergrund gespielt. Klara Bühl (24) und Jule Brand (22) sind auf den Außenbahnen längst mehr als Hoffnungsträgerinnen – sie sind Leistungsträgerinnen. Brand überzeugte mit vier Scorerpunkten, hoher Zweikampfstärke und defensiver Disziplin. Bühl glänzte mit Dauerlaufqualitäten, auch wenn ihre Torausbeute mit null Treffern hinter den Erwartungen blieb.
Im Zentrum der nächsten Jahre stehen zudem Sjoeke Nüsken (24) und Janina Minge (26), die nach Gwinns Ausfall Führungsverantwortung übernahmen. Der Umbruch bleibt vorerst aus – mit durchschnittlich 25,8 Jahren war die DFB-Startelf im Halbfinale die jüngste im Turnier.
Wücks Personalpolitik: Risiko mit Perspektive
Christian Wück hat bereits vor der EM neue Akzente gesetzt: Franziska Kett, Carlotta Wamser und Cora Zicai wurden überraschend früh integriert – und hielten dem Druck gegen Top-Nationen wie Frankreich und Spanien stand. Das bestätigt Wücks Mut zur frühen Verjüngung.
Mit der Rückkehr von Lena Oberdorf und Bibiane Schulze Solano entstehen weitere Optionen in der Defensive. DFB-Präsident Bernd Neuendorf sprach von einer „unfassbar guten Grundlage“ – zumindest in Sachen Teamgeist und Kaderstruktur ist das nicht übertrieben.
Nächste Schritte: Nations League und Spielpraxis
Im Oktober geht es im Finalturnier der Nations League weiter – mit dem Halbfinale gegen Frankreich. Im Anschluss wartet entweder das Finale oder das Spiel um Platz 3 gegen Spanien oder Schweden. Gegner, die man inzwischen gut kennt.
Wichtig wird sein, dass Talente wie Kett, Zicai, Wamser oder auch Alara Sehitler in ihren Klubs regelmäßige Einsatzzeiten bekommen. Bei den Routiniers kündigt sich kein großer Umbruch an. Däbritz, Hendrich, Berger und Dallmann denken nicht ans Aufhören – eine gute Mischung aus Erfahrung und Jugend für die kommenden Jahre.