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Berger im Fokus: Vom Elfmeterheld zur tragischen Figur
Ann-Katrin Berger stand im Mittelpunkt des EM-Halbfinales – leider nicht aus den erhofften Gründen. Nach einem entscheidenden Torwartfehler im Spiel gegen Spanien übernahm die deutsche Nationaltorhüterin direkt die Verantwortung für das Aus. Dabei hatte sie mit mehreren Glanzparaden zuvor ihre Klasse bewiesen und die DFB-Frauen überhaupt erst in die Verlängerung gebracht. Ihr persönliches Drama erinnert an das von Oliver Kahn 2002 – und zeigt zugleich die mentale Stärke einer Ausnahmespielerin.

Ein Moment, der alles überschattet
In der 113. Minute nutzte Spaniens Starspielerin Aitana Bonmatí eine kleine Unachtsamkeit – und traf zur Entscheidung. Berger rechnete mit der Flanke, Bonmatí schoss stattdessen flach in die kurze Ecke. Ein Fehler, der in Erinnerung bleibt. „Die kurze Ecke ist meine“, sagte Berger selbstkritisch nach Abpfiff. Sie wirkte gefasst, aber auch tief enttäuscht: „Ich hätte es besser wissen müssen.“ Dass ausgerechnet sie patzte, die zuvor mit einer starken Leistung gegen Österreich im Viertelfinale zur Matchwinnerin wurde, macht das Ganze bitter.
Rückhalt aus der Mannschaft – und vom Großvater
Trotz des Fehlers fand Berger sofort Rückhalt – auf und neben dem Platz. Allen voran ihr Großvater, der 92-jährige Herbert, war eigens nach Zürich gereist, um seine Enkelin live zu unterstützen. „Er hat das Trikot getragen – das zeigt, wie stolz er auf mich ist“, sagte Berger sichtlich bewegt. Auch innerhalb des Teams gab es keine Schuldzuweisungen. Kapitänin Janina Minge stellte klar: „Jeder weiß, wie oft Anne uns im Turnier gerettet hat.“ Verteidigerin Rebecca Knaak ergänzte: „Sie hat überhaupt keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen.“
Leistung trotz Enttäuschung: Berger bleibt Vorbild
Trotz der Enttäuschung zeigte sich Berger als echte Führungspersönlichkeit. Ihre Reflexe und ihre Präsenz im Tor hatten das deutsche Team gegen den Weltmeister mehrfach im Spiel gehalten. Auch wenn die letzte Aktion unglücklich verlief, bleibt ihre Turnierleistung unbestritten. Almuth Schult, ehemalige Nationaltorhüterin und ARD-Expertin, sprang ihr ebenfalls zur Seite und versuchte gemeinsam mit Ersatzkeeperin Stina Johannes, Berger direkt nach dem Abpfiff zu trösten.
Blick nach vorn: Hoffnung trotz bitterem Aus
Die 33-Jährige, die beim US-Klub Gotham FC unter Vertrag steht, ließ offen, wie es für sie persönlich weitergeht. Für das Team sieht sie jedoch eine klare Zukunftsperspektive: „Wir haben einen richtig jungen Haufen. Die Mentalität, die wir gezeigt haben – das kann uns keiner nehmen.“ Das Halbfinale ging verloren, doch der Teamgeist und der Wille bleiben als positive Erkenntnisse. Ob Berger selbst ein weiteres Turnier mitgestalten wird, ist offen – ihre Führungsqualitäten könnten auf dem Weg dahin aber entscheidend sein.