FC Bayern München
Thomas Müller verlässt den FC Bayern – ein Abschied mit Störgeräuschen

Nach über zwei Jahrzehnten im Trikot des FC Bayern endet die Ära Thomas Müller im Sommer – gegen seinen Willen. Der Verein verzichtet auf eine Vertragsverlängerung mit der Klub-Ikone, die wie kaum ein anderer für den deutschen Rekordmeister steht. Ein leiser, aber tiefgreifender Umbruch bahnt sich an der Säbener Straße an.

Thomas Müller vom FC Bayern München im März 2023 (Copyright depositphotos.com / vitaliivitleo)
Thomas Müller vom FC Bayern München im März 2023 (Copyright depositphotos.com / vitaliivitleo)

Kein neuer Vertrag für den Ur-Bayern

Was sich in den letzten Tagen abgezeichnet hatte, ist jetzt offiziell: Thomas Müller wird den FC Bayern nach der laufenden Saison verlassen. In einem offenen Abschiedsbrief bestätigte Müller, dass die Entscheidung nicht auf seinem Wunsch beruht. „Der Verein hat sich bewusst dafür entschieden, mit mir keinen neuen Vertrag zu verhandeln“, schrieb der 35-Jährige an die Fans. Eine Zukunft als Edeljoker hätte er sich durchaus vorstellen können – doch die Klubführung sah das anders.

Vorstandschef Jan-Christian Dreesen führte in den finalen Gesprächen die Linie des Vereins durch. Zwar wurde Müller noch eine Mini-Vertragsverlängerung für die Klub-WM in den USA angeboten, doch ein langfristiger Verbleib stand nie zur Debatte. Auch sportlich gab es zuletzt kaum Argumente für eine andere Entscheidung – in der internen Kaderplanung steht die Zukunft im Fokus.

Eine Karriere wie aus dem Bilderbuch

Thomas Müllers Vita beim FC Bayern ist einzigartig. Vom Ammersee-Jungen aus Pähl zum Rekordspieler mit über 740 Pflichtspielen – eine solche Konstanz auf höchstem Niveau ist im modernen Fußball eine Seltenheit. Seit seinem Profidebüt 2008 unter Jürgen Klinsmann prägte Müller eine Ära beim Rekordmeister. Mit 33 Titeln, darunter zwei Champions-League-Siege und zahlreiche Bundesliga-Meisterschaften, zählt er zu den erfolgreichsten Spielern der Klubgeschichte.

Auch abseits des Platzes war Müller ein Gesicht des Vereins. Authentisch, meinungsstark und mit einer Prise Humor ausgestattet, wurde er zur Identifikationsfigur für Generationen von Bayern-Fans. Präsident Herbert Hainer nannte ihn „den Inbegriff einer bayerischen Bilderbuchkarriere“.

Thomas Müller (bei Social Media) im Wortlaut

„Servus Bayern-Fans, nachdem zuletzt viel über meine Person spekuliert wurde, möchte ich mit diesem Brief an euch die Gelegenheit nutzen, für Klarheit zu sorgen. Auch nach all den Jahren habe ich, ungeachtet meiner Spielminuten, immer noch sehr viel Spaß, mit den Jungs zusammen auf dem Platz zu stehen und gemeinsam für unsere Farben um Titel zu kämpfen. Diese Rolle hätte ich mir auch im nächsten Jahr gut vorstellen können. Der Verein hat sich jedoch bewusst dafür entschieden, mit mir keinen neuen Vertrag für die nächste Saison zu verhandeln. Auch wenn dies nicht meinen persönlichen Wünschen entsprach, ist es wichtig, dass der Verein seinen Überzeugungen folgt. Ich respektiere diesen Schritt, den sich Vorstand und Aufsichtsrat bestimmt nicht leicht gemacht haben. Das Hin und Her in der Öffentlichkeit während der vergangenen Wochen und Monate hat mir verständlicherweise nicht gefallen. Hier halte ich es jedoch wie mit meinem Fußballspiel: Das war auch nicht immer von Perfektion geprägt, sondern positiv nach vorne denkend auf die nächste Aktion ausgerichtet. Nach einem Fehlpass gilt es, den Ball mit mannschaftlicher Geschlossenheit zurückzuerobern. Das haben wir in den vergangenen Tagen in vertrauensvollen Gesprächen auch in dieser Sache geschafft. Ich spüre von allen Beteiligten die Wertschätzung für meine lange Zeit beim FC Bayern und empfinde tiefe Freude, 25 unglaublich intensive Jahre für meinen Herzensverein aufgelaufen zu sein. Durch so viele großartige, gemeinsame Momente werde ich ewig mit dem FC Bayern und mit euch verbunden sein. Jetzt gilt der volle Fokus unseren sportlichen Saisonzielen. Es wäre ein Traum für mich, die Meisterschale wieder nach Hause zu holen und Ende Mai das ersehnte Finale Dahoam zu erreichen. Dafür werde ich alles geben! Danke für alles, was war, und für alles, was noch kommt. Immer vorwärts FC Bayern!“

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Fußball heute: Bayerns Robert Lewandowski und Thomas Müller - heute nicht zusammen auf dem Spielfeld. AFP PHOTO / CHRISTOF STACHE
Fußball heute: Bayerns Robert Lewandowski und Thomas Müller – heute nicht zusammen auf dem Spielfeld. AFP PHOTO / CHRISTOF STACHE

Störsignale trotz warmer Worte

So herzlich die Abschiedsworte ausfielen, so deutlich waren auch die Untertöne. Müller sprach offen von einem „Hin und Her in der Öffentlichkeit“, das ihm missfallen habe. Dennoch betonte er die gegenseitige Wertschätzung, die trotz der unterschiedlichen Vorstellungen bestehen geblieben sei.

Auch Ehrenpräsident Uli Hoeneß ließ zuletzt durchblicken, dass er Müllers Rolle eher auf der Bank sieht – ein Signal, das offenbar intern Gewicht hatte. Lothar Matthäus reagierte emotional auf die Nachricht, Kapitän Manuel Neuer adelte seinen langjährigen Weggefährten als „Legende“.

Noch ein letztes sportliches Kapitel?

Ganz abgeschlossen ist das Kapitel FC Bayern für Thomas Müller noch nicht. Nach der Verletzung von Jamal Musiala rückt er für das Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal wieder in den Fokus. Ein möglicher Titelgewinn und das „Finale Dahoam“ wären ein versöhnlicher Abschluss – und vielleicht das letzte große sportliche Ausrufezeichen in einer beispiellosen Karriere.