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Blatter beteuert Unwissenheit über dubiose Zahlungen
Im Prozess um die mysteriösen Millionen-Zahlungen rund um die Fußball-WM 2006 hat sich der frühere FIFA-Präsident Joseph S. Blatter ahnungslos gegeben. Vor dem Landgericht Frankfurt/Main bestritt der 88-Jährige jegliche Beteiligung oder Kenntnis. Besonders brisant: An ein entscheidendes Treffen mit Franz Beckenbauer will er sich nicht erinnern – ebenso wenig an eine Verbindung zum damaligen FIFA-Funktionär Mohamed bin Hammam.

„Die FIFA hat nur als Bank fungiert und das Geld vom DFB an Robert Louis-Dreyfus weitergeleitet. Es war eine reine Dienstleistung. Wofür dieses Geld gedacht war, entzieht sich meiner Kenntnis“, erklärte Blatter, der per Videocall aus Bern zugeschaltet wurde. Den Namen Bin Hammam habe er „in diesem Zusammenhang nie gehört“.
Die rätselhaften 6,7 Millionen Euro
Im Zentrum der Affäre steht eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die über Umwege auf ein Konto von Bin Hammam in Katar floss. Das Geld soll ursprünglich aus einem Darlehen des ehemaligen Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus an Franz Beckenbauer stammen. 2005 wurde die Summe vom deutschen WM-Organisationskomitee über die FIFA an Louis-Dreyfus zurückgezahlt – angeblich für eine WM-Gala, die jedoch nie stattfand.
Für die Staatsanwaltschaft ist klar: Hier wurde getrickst. Die Transaktion soll als Steuerhinterziehung gewertet werden, die den DFB insgesamt 13,7 Millionen Euro kostete. Weil der Verband daraufhin seine Gemeinnützigkeit verlor, musste er sogar 22 Millionen Euro an Steuern nachzahlen. Bis heute bleibt ungeklärt, welchen Zweck die Zahlung tatsächlich hatte.
Geheimes Treffen: Hat Blatter doch mehr gewusst?
Ein Treffen zwischen Blatter und dem inzwischen verstorbenen Franz Beckenbauer im Dezember 2001 in Zürich könnte der Schlüssel zur Affäre sein. Mehrere Zeugen berichten, dass dort erstmals über die ominösen 6,7 Millionen Euro gesprochen wurde. Kurz darauf rückte Bin Hammam, damals Mitglied der FIFA-Finanzkommission, als zentrale Figur in den Fokus. Der Verdacht: Die Millionen könnten eine inoffizielle „Provision“ für den FIFA-Zuschuss von 170 Millionen Euro für die WM-Vorbereitungen gewesen sein.
Blatter aber bleibt dabei: Er wisse nichts von einer solchen Absprache – und habe mit der Zahlung nichts zu tun.
Zwanziger als letzter Angeklagter – bleibt das „Sommermärchen“ ein ungelöstes Rätsel?
Während gegen Wolfgang Niersbach das Verfahren gegen eine Zahlung von 25.000 Euro eingestellt wurde und Horst R. Schmidt aus gesundheitlichen Gründen separat behandelt wird, sitzt nun nur noch Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger auf der Anklagebank. Auch er weist alle Vorwürfe zurück.
Ob die Justiz die Wahrheit hinter der „Sommermärchen“-Affäre noch aufdecken kann? Die Zweifel wachsen – ebenso wie die Erinnerungslücken der einst mächtigen Fußball-Funktionäre.