Spanische Frauen-Nationalmannschaft: Trainerin Montse Tomé kritisiert Verband nach Entlassung

Nach Spaniens bitterer Niederlage im EM-Finale der Frauen und ihrer anschließenden Freistellung meldet sich Ex-Nationaltrainerin Montse Tomé erstmals ausführlich zu Wort – mit deutlicher Kritik am Verband. In einem Interview mit dem Radiosender „El Larguero“ schildert sie, wie sie von ihrer Entlassung erfuhr, was ihr versprochen wurde und warum sie trotz allem keinen Groll gegen ihre Spielerinnen hegt.

Montse Tomé, Spanien
Christian Wück, Deutschland und Montse Tomé, Spanien heute Abend im Halbfinale (Fotos AFP)

Überraschende Trennung trotz sportlichem Erfolg

Spanien galt bei der Frauen-EM in der Schweiz als spielerisch bestes Team des Turniers. Nach dem Finaleinzug gegen Deutschland schien auch die Position von Trainerin Montse Tomé gefestigt – doch nur zwei Tage nach dem Endspiel folgte ihre Entlassung. Die Entscheidung kam nicht völlig unerwartet, war aber angesichts der sportlichen Erfolge dennoch ein Paukenschlag. Tomé selbst hatte im offiziellen Statement des Verbands keinen Platz gefunden – erst 48 Stunden später äußerte sie sich öffentlich.

„Nicht der Verband, sondern meine Berater haben es mir gesagt“

Besonders empört zeigt sich Tomé über die Art und Weise, wie sie von ihrer Absetzung erfuhr. „Niemand vom Verband hat mir das mitgeteilt“, sagt sie. Die Info sei über eine Nachricht an ihre Berater gelaufen. „Das haben sie mir am Montag gesagt.“ Tomé kritisiert offen die fehlende Kommunikation und greift RFEF-Präsident Rafael Louzan direkt an. Dieser habe ihr vor der EM das Vertrauen ausgesprochen und bei gutem Abschneiden eine Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt.

Vertrauensbruch nach klaren Absprachen

Tomé ist enttäuscht über das Verhalten des Verbands und insbesondere über das gebrochene Wort des Präsidenten. „Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass er mit meiner Arbeit zufrieden war“, erklärt sie. Platz zwei bei der EM reichte offenbar nicht – trotz des vorherigen Erfolgs in der Nations League unter ihrer Leitung. „Diese Botschaft wurde mir nicht sehr klar vermittelt“, so Tomé. Zwar könne sie nachvollziehen, dass der Verband einen anderen Weg gehen wolle, aber die Umsetzung sei nicht nachvollziehbar gewesen.

Keine öffentlichen Abschiede – aber viel Rückhalt im Hintergrund

In Spanien sorgte auch das Schweigen der Spielerinnen in den sozialen Medien für Gesprächsstoff. Tomé selbst sieht darin kein Problem: „Viele Spielerinnen haben mir Nachrichten geschrieben und mich angerufen.“ Für sie zähle die persönliche Wertschätzung mehr als öffentliche Statements. „Ich habe mich immer sehr respektiert und geliebt gefühlt“, betont die 43-Jährige, die die A-Nationalmannschaft erst im September 2023 übernommen hatte.

Blick nach vorn trotz Enttäuschung

Trotz der Enttäuschung sieht Tomé ihre Zeit beim Verband als wertvolle Erfahrung. „Ich bin noch relativ neu in diesem Geschäft“, sagt sie. „Man wird eine bessere Trainerin, wenn man einmal entlassen wurde – das wurde mir oft gesagt.“ Sie blickt auf „sieben wundervolle Jahre“ beim spanischen Verband zurück, die sie geprägt haben. Ihren nächsten Karriereschritt will sie mit diesen Erfahrungen im Gepäck angehen.

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