Frauen-WM 2023
Spanien-Fußballpäsident Luis Rubiales muss nicht ins Gefängnis

Mildes Urteil trotz weltweiter Empörung

Luis Rubiales, der frühere Präsident des spanischen Fußballverbandes, ist im Skandal um den erzwungenen Kuss bei der WM-Siegerehrung 2023 schuldig gesprochen worden – doch eine Haftstrafe bleibt ihm erspart. Das Nationale Gericht Spaniens verurteilte ihn wegen sexueller Nötigung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro. Zudem darf er sich der spanischen Nationalspielerin Jennifer Hermoso ein Jahr lang nicht auf weniger als 200 Meter nähern.

Ein harter Schlag für den einst mächtigen Funktionär – oder doch ein allzu milder Richterspruch? Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich zweieinhalb Jahre Haft gefordert. Eine Berufung ist noch möglich.

Olga Carmona aus Spanien jubelt nach einem Tor während des Endspiels der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023 zwischen Spanien und England im Stadium Australia in Sydney, Sonntag, 20. August 2023. Copyright: xDEANxLEWINSx 20230820001832977247
Olga Carmona aus Spanien jubelt nach einem Tor während des Endspiels der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023 zwischen Spanien und England im Stadium Australia in Sydney, Sonntag, 20. August 2023. Copyright: xDEANxLEWINSx 20230820001832977247

Gericht: Kuss war übergriffig, aber nicht gewalttätig

Die Richter stellten klar: Hermosos Aussage sei „völlig glaubwürdig“, der Kuss erfolgte ohne ihr Einverständnis. Der Übergriff sei „überraschend“ geschehen und habe eine „sexuelle Konnotation“ gehabt. Dennoch: Gewalt oder Einschüchterung habe es nicht gegeben – deshalb die vergleichsweise milde Strafe.

Ein Urteil mit Signalwirkung, denn Spaniens reformiertes Sexualstrafrecht bewertet inzwischen auch nicht einvernehmliche Küsse als sexuelle Übergriffe. Doch während viele das als Fortschritt sehen, gibt es auch Kritik: War das Strafmaß angesichts der weltweiten Empörung nicht zu lasch?

Freispruch für Mitangeklagte – Rubiales bleibt uneinsichtig

Neben Rubiales standen auch Ex-Nationaltrainer Jorge Vilda und zwei weitere Funktionäre vor Gericht. Der Vorwurf: Sie sollen Hermoso nach der WM unter Druck gesetzt haben, den Kuss als einvernehmlich darzustellen. Doch das Gericht sah keine ausreichenden Beweise – Freispruch.

Rubiales selbst hatte den Kuss lange verteidigt, sprach von einem „einvernehmlichen Moment der Euphorie“ und wetterte öffentlich gegen „falschen Feminismus“. Erst als die FIFA ihn suspendierte und die Justiz Ermittlungen aufnahm, trat er im Herbst 2023 zurück.

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Hermoso: „Mein Leben steht auf Stand-by“

Für Jennifer Hermoso ist der Fall trotz des Urteils nicht abgeschlossen. Die Spanierin, Rekordtorschützin ihres Landes, hat Madrid verlassen – aus Angst. „Bis heute fühlt es sich an, als wäre mein Leben auf Stand-by“, erklärte sie.

Der Skandal hat Rubiales’ Karriere beendet, aber er hat auch eine größere Debatte angestoßen: Wie tief sitzt der Sexismus im Fußball? Viele fordern, dass der Fall ein Wendepunkt sein muss – damit Machtmissbrauch im Sport endlich Konsequenzen hat.