DFB Pressekonferenz heute mit Bundestrainer Jogi Löw am 8.12.2020

DFB Pressekonferenz heute mit Bundestrainer Jogi Löw am 8.12.2020

Heute hat sich der Bundestrainer Joachim Löw das erste Mal nach dem 0:6 Debakel gegen die Spanien der Presse gestellt. Nach dem Bekenntnis seitens der DFB-Führung mit dem Teammanager Oliver Bierhoff erwartet sich heute die Presse einige Antworten auf viele Fragen.

(Dieser Artikel wird laufend aktualisiert)

Sein Eingangsplädoyer

Löw war es ein persönliches Anliegen heute vor der WM 2022 Qualifikationsauslosung . Er wollte etwas richtig ins richtige Licht rücken. Er wäre immer für Kritik offen und er würde sich auch immer dieser stelle. Nach dem Spiel gegen die Spanier habe er sich dem Fernsehen und der Presse gestellt, danach handelte er wie immer.

Alle waren sehr enttäuscht und auch wütend über das verlorene Spiel. Man war enttäuscht, dass man die Fans so enttäuschte. In ihm brodelt die Wut, da man nun einige Monate es nicht mehr gutmachen kann. Dennoch ist man nun direkt in der Aufarbeitung des Spieles, gleich 1-2 Tage danach. Nun sprach man auch mit der DFB-Spitze letzte Woche, früher war es eben nicht möglich. Löw wollte auch seine Dinge darlegen. Emotionale Distanz benötige er aber nach solch einem Spiel nicht. Intern wird da schnell mit der Aufarbeitung begonnen, danach stehe er auch zur Verfügung bezüglich des Spiels.

Er war dennoch enttäuscht nach dem Spiel, er wünsche sich Vertrauen mit Dingen, die intern gesprochen wurde.

Nun kommt es zu Fragen:

Ob Löw Zweifel habe mit seinem Kurs?

Nach dem 0:6 war er enttäuscht und wütend. Man habe 2019 ein Umbruch eingeläutet und er sei überzeugt dass dieser Weg richtig sei. Das Vertrauen in die Spieler bezüglich ihrer Arbeit und der Entwicklung sei da. 2019 habe man 7 von 8 Spielen gewonnen, dieses Jahr wurde man Gruppensieger in der EM-Qualifikation. 2020 ist die Entwicklung etwas stehen geblieben, man habe mit Corona eine lange Pause gehabt. Drei Spiele in neun Tagen, nur eine Taktikeinheit und wenig Training vorab war sehr schwierig. Die Gesundheit der Spieler sei das allerwichtigste. Grundsätzlich befände sich diese junge Mannschaft – abgesehen vom Spanien Spiel – auf einem guten Weg. Man würde immer alles wieder überprüfen. Man folge stets der roten Linie und man sei überzeugt, dass es richtig sei, was man da mache. Vom Weg wäre man sehr überzeugt.

Angesprochen auf das Verhalten von DFB-Präsident Fritz Keller

Er habe sich sehr darüber geärgert, dass viele Dinge in der ersten Pressemitteilung aus intern nach außen getragen wurden. Damit habe er sich geärgert, auch im Nachhinein habe er mit DFB-Präsident Fritz Keller auch telefoniert und ihm gesagt, was ihm gestört habe. Man habe sich ausgesprochen und damit wäre die Sache für ihn auch erledigt.

Was könne er dafür tun, dass die Stimmung besser werden könne bezüglich der Nationalmannschaft?

Man hinterfrage sich ständig, man sei sehr selbstkritisch. Man frage sich nach einem Spiel: Wie war die Mannschaft eingestellt?  Was sollte man erreichen? Man spreche da intern darüber, es herrsche viel Vertrauen untereinander und man könne sich das offen sagt. Nach dem 0:6 Spiel haben viele Sachen nicht geklappt, die Defensive, die Organisation wurde verlassen, man habe viele Bälle verloren – alle Dinge, die man sich vorgenommen habe, habe nicht funktioniert. Es gäbe aber kein Grund alles über den Haufen zu werfen, da es im Training gut klappen würde.

 

Bundestrainer Jogi Löw heute in der digitalen Pressekonferenz.

Was sind die Highlights in den nächsten Monaten?

Das Ziel sei natürlich ins Halbfinale zu kommen. Er habe schon einige Turniere gespielt und es könne einiges beim Turnier passieren. Bei einer EM sei jedes Spiel wichtig, jedes Spiel müsse man konzentriert angehen, gut vorbereitet sein. Der Trainer weiß, dass die Erwartungen sehr hoch sind, das sei aber auch der eigene Anspruch. Man wolle so weit wie möglich kommen, das Finale erreichen und Europameister werden.

Die Umfragen seien sehr im Keller und auch seine Person sei sehr im Fokus gestanden. Sei dies eine Belastung für die Spieler?

Als Trainer weiß man es, dass es eine kritische Stimmung geben könne. Er glaube nicht, dass die Spieler sich in irgendeiner Form sich irritieren lassen. Die Spieler wissen auch, was man von Ihnen erwarten würde. Die Spieler lassen sich von der Stimmungslage nicht so beeinflussen wie man das glaube. Die Nationalspieler kommen immer mit dem Willen das Spiel zu kommen.

Warum sei er nicht in den Stadien um die Bundesliga anzuschauen?

Es sei wichtig, niemand zu gefährden und es sei Ansage für alle, nicht in die Stadien zu gehen. Man habe acht Länderspiele gehabt, man sei in der Nationalmannschaft in einer Blase und es sei wichtig sich zurück zu halten. Auch von der Politik kommen die Vorgaben möglichst wenig Kontakte zu haben. Deshalb habe man sich gesagt, man habe eine gewisse Vorbildfunktion. Er kenne die Bundesliga schon seit vielen Jahren. Man schaue alle Spiele am Wochenende an, man analysiere die, gebe die Daten der Spieler in die Datenbanken ein und spreche das nächste Mal mit den Spielern genau. Aber nun sei man ein gutes Vorbild und man gehe bin ins Ende des Jahres nicht sin Stadion.

Nun die Bild: Kommen die Weltmeister Hummels, Müller und Boateng wieder?

Etwas genervt und weit ausholend antwortete der Bundestrainer: Nach dem Jahr 2018 sagte man sich, dass man einen Umbruch mache. Nun brauchen die jungen Spieler die Möglichkeiten sich zu entwickeln. Das war mit dem jungen Team bei der WM 2010 auch, sie wurden dann 2014 Weltmeister. Das war unsere Vorgabe die jungen Spieler zu fordern und aufzubauen.

Auch wenn man ein Spiel mal verloren habe, sehe er derzeit kein Handeln. Doch im nächsten Jahr werde er sich mit seinem Trainerteam zusammensetzen. Wenn er das Gefühl habe, dass die Mannschaft nicht gut sei, würde er im Sinne der Mannschaft und des Siegens entscheiden. Man werde unmittelbar vor dem Turnier nachdenken. Er wünsche sich, dass alle Spieler gut durch den Winter kommen und gesund bleiben. Im März 2021 habe man drei Länderspiele. Vor der Nominierung – das wäre die letzte Möglichkeit – müsse man nochmals genau schauen und man würde entscheiden, was das beste für das Team sei.

Boris Büchler vom ZDF: Die Diskussion um ihn – wecke das den Kämpfer in ihm. Wird man Europameister 2021?

Ja! Ein Trainer kämpft immer an verschiedenen Fronten, ein Trainer sei immer in der Lage den Kampf anzunehmen. Das wäre bei ihm auch ständig so. Da herrscht bei ihm auch mal Explosionsgefahr, wenn Dinge nach außen gehen, die nicht nach außen gehen sollten.

Bezüglich Europameisterschaft: man wolle immer viel erreichen. Der Anspruch sei immer da. 2018 hatte das nicht geklappt. Nun sei es aber tagtägliche Arbeit.

Gab es einmal die Tendenz aufzugeben in einer ruhigen Minute?

Diesen Gedanken gab es bei mir nicht. Er ging am Montag in das Meeting. Ja und mit Überzeugung. Klar, man sei völlig frustiert, das ginge auch nur ein oder zwei Tage, mit diesem Frust laufe er auch jetzt noch rum. Er sei maßlos enttäuscht, doch er wisse das einzuordnen, ob er Weg richtig sei, man stelle das System in Frage.

Man habe ihm vorgeworfen, er habe nicht mehr den Power wegen Corona.

Die Situation sei für alle neu und man habe Angst sich anzustecken. Es habe ja auch einige Spieler erwischt und es sei nicht so einfach. Man sei 60 bis 80 Personen im Umfeld, man dürfe wenig raus und die Situation sei auch für die Spieler nicht so einfach. Die Leichtigkeit sei beim Reisen in die Ukraine oder nach Spanien nicht da gewesen, es beschäftige jeden. Es war für alle eine Belastung, auch für ihn selbst.

Woher nehme er nun die Motivation für 2021?

Er müsse sich die Motivation gar nicht zurück holen. Als Trainer habe man klare Ziele und man lerne auch, dass man die Ziele nicht erreicht. Manchmal sei es schwierig bei der Nationalmannschaft. Wenn man mal 10 Monate kein Training gebe, dann weiß er, dass es Probleme geben würde. Nach dem nächsten Spiel sei dann die Motivation

Wie sieht es mit der Nachfolge von Jogi Löw aus?

Persönlich habe Oliver Bierhoff mit ihm nicht über eine Nachfolge gesprochen. In seiner Position gehöre es zu den Szenarien sich da Gedanken machen. Für Jogi wäre das kein Problem. Nach einem Turnier würde Bilanz gezogen, da muss der Verband entscheiden und der Trainer auch. Deshalb sei es ganz legitim, dass er sich auch Gedanken mache was danach komme.