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Dass Jens Lehmann ein unbequemer Zeitgenosse sein kann, das wissen alle, die jemals mit ihm zusammen in einer Mannschaft gespielt haben. Wer es bislang noch nicht wusste, der weiß es spätestens seit dem vergangenen Sonntag. In der RTL-Übertragung des WM-Qualifikationsspiels gegen Norwegen hat der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann kräftig ausgeteilt.
Vor allem auf Mario Götze hatte sich Jens Lehmann in seiner Funktion als RTL-Fußballfachmann eingeschossen. Nach dem Spiel ging er hart ins Gericht mit dem BVB-Rückkehrer. „Er gibt einem immer irgendwie das Gefühl, dass er nichts macht“, legte Lehmann los. Dann wurde er deutlicher und kritisierte, dass Götze zu wenig laufe. Er verlasse sich zu sehr auf sein Talent und darauf, dass er Deutschland zum WM-Titel geschossen habe. Genau seit diesem unvergesslichen Tor aber, so Lehmanns Vorwurf, verbringe Mario Götze mehr Zeit damit, gut auszusehen als mit hartem Training. Als kurz darauf der Bundestrainer ins RTL-Studio kam, machte Lehmann weiter. Er habe von Götze keinen Sprint gesehen. Er habe gar nichts von ihm gesehen. Julian Brandt hingegen, so Lehmann zu Jogi Löw, der renne und kämpfe dafür, wieder aufgestellt zu werden. Bei Götze habe er das Gefühl seit Längerem nicht mehr. Man konnte dem Bundestrainer währenddessen deutlich ansehen, dass er gar nicht richtig wusste, wie er mit der Kritik umgehen soll. Erst griff er zu einem Espresso, dann drehte er sich ein wenig von seinem Nebensitzer Lehmann weg und als dieser fertig war mit seiner Kritikrede, gab Löw tatsächlich zu: „Bei Mario Götze ist es offensichtlich, dass er noch Zeit braucht. Bei Bayern hatte er wenig Spielzeit, das merkt man ihm noch immer an.“
Götze lächelte
Als Mario Götze dann im Kabinenbereich zum Interview stand, war man gespannt, wie der geschmähte selbst zu seiner Leistung stand. Strahlend sah man ihn. Gut gelaunt nach dem 3:0-Sieg über Norwegen mit sich und der Welt zufrieden. Tatsächlich schien er nicht ausgelaugt zu sein, es war aber auch kein Spiel, das der DFB-Auswahl viel abverlangt hatte. Götze war zufrieden und zuversichtlich. Er wusste ja noch nichts von der Lehmannschen Megakritik an ihm. Vermutlich wird sich an Götzes Gemütslage aber auch nichts geändert haben, als er davon erfahren hatte. Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft sagte nur, dass er Lehmann aus seiner aktiven Zeit kenne und dass er deshalb wisse, dass er schon immer seine eigene Meinung hatte. Beim DFB beschäftige man sich nicht mit Lehmanns Aussagen.
Auch der Bundestrainer bekam sein Fett weg
Jens Lehmann drosch als RTL-Experte verbal aber nicht nur auf Mario Götze ein. Auch der Bundestrainer bekam sein Fett weg. Er verstehe nicht, so Lehman, wie man einen Torhüter zum Mannschaftskapitän machen könne. Er selbst sei auch schon Kapitän gewesen und wisse darum, dass ein Mittelfeldspieler ein besserer Kapitän sein könne. Wenn es beispielsweise kritische Szene gäbe und man mit dem Schiedsrichter reden müsse, laufe ein Torwart nicht über das halbe Spielfeld zum Unparteiischen, sondern bleibe allein mit seinem Problem hinten stehen. Der Feldspieler sei da dichter dran. Und über Joachim Löw selbst sagte Lehmann, dass er bei der Mannschaft inzwischen keine Weiterentwicklung mehr sehe.
Zu hart aber nicht ganz falsch
Wie ist mit Lehmanns Kritik jetzt umzugehen? Der ehemalige Torhüter war schon immer ein streitbarer Geist. Wie so oft ist auch in all seinen Kritikpunkten ein Körnchen enthalten, das es wert wäre, wenn man es zumindest einmal in künftige Gedankengänge mit einbeziehen würde.